Unsichere Messung in Sanders Ministerium

ATOMMÜLL Die Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit bezeichnet die Messungen der Strahlenwerte in Gorleben als unwissenschaftlich – ebenso tun dies die Wissenschaftler im Bundestag

Die Auswertung der Ergebnisse sei „wenig überzeugend“, sagen Wissenschaftler

Kurz vor dem Start des 13. Castortransports ins niedersächsische Wendland ist neuer Streit um die Strahlenwerte am Atommüll-Zwischenlager Gorleben entbrannt. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung zitierte am Dienstag aus einem internen Vermerk der Kölner Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS), wonach die offiziellen Messungen der Gammastrahlung „mit hohen Unsicherheiten verbunden“ seien.

In dem Vermerk vom 30. August heißt es demnach weiter: Die Unsicherheiten würden vom Umweltministerium in Hannover „relativ unwissenschaftlich behandelt“. Die GRS bestätigte ein entsprechendes Fachgespräch vom 30. August in Hannover. Dabei war einem Sprecher zufolge auch die Unsicherheit bei den Messungen ein Thema.

Zu einer ähnlichen Einschätzung wie die GRS gelangte auch der wissenschaftliche Dienst des Bundestages. Demnach wirke die Auswertung der Messergebnisse durch Niedersachsen „wenig überzeugend“ und „unwissenschaftlich“. Es fehle etwa eine „kritische Auseinandersetzung mit Unsicherheiten und Fehlergrenzen“.

Greenpeace wirft Niedersachsens Umweltministerium unter Leitung von Hans-Heinrich Sander (FDP) vor, es habe bei der Berechnung die Gammastrahlung nicht berücksichtigt und rückwirkend einen höheren Neutronen-Hintergrundwert angenommen. Die Umweltorganisation geht statt der errechneten 0,233 Millisievert (mSv) von einer Strahlung von 0,305 mSv aus.

Für das erste Halbjahr 2011 beruft sich das Ministerium nach Greenpeace-Angaben auf Messergebnisse des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) – die Prognose für die zweite Jahreshälfte geht aus Zahlen der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt (PTB) hervor. Bei dieser Kombination von Messdaten aus unterschiedlichen Quellen, so Greenpeace, seien erhebliche Fehler gemacht worden.  (dpa)