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: Was die wahre Regierung will

Dass in Hamburg die wahre Regierung am Adolphsplatz residiert und nicht am Rathausmarkt, ist schon ein Gemeinplatz, über den die meisten nicht einmal mehr schmunzeln mögen. Nur konsequent ist deshalb, dass die Handelskammer vor der Wahl unmissverständlich zu sagen pflegt, wem sie in den kommenden vier Jahren die Direktiven durch die Rathaus-Rückwand flüstern möchte.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Diesmal, oh Wunder, läuft alles auf die CDU hinaus. Die SPD, in Hamburg von Hause aus eigentlich auch eine Infrastruktur-Partei, ist in der Opposition seltsam angegrünt und zur Volksentscheids- und Bedenkenträgerpartei mutiert. Mit den Grünen wäre wohl kaum ein einziger Punkt vom Handelskammer-Programm zu haben.

Das liegt auch an der Einfallslosigkeit der Wirtschaftskapitäne. Neu ist nur, dass auch die Handelskammer das Event-Getändel des Senats mit nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung verwechselt. Die von der CDU zu Recht benannte Wachstums-Chance, Wilhelmsburg in die Stadt zu holen, machen die Container-Fetischisten der Kammer mit der Hafenquerspange platt. Überhaupt: Das ganze Autobahn-Gebrüll hätte man aus einer beliebigen früheren Vorwahlzeit kopieren können. Dazu kann man nur sagen: Gut, dass die Handelskammer nicht auch in Hannover und Kiel regiert.