Freiheit für Ausbeutung

betr.: „Weniger Demokratie wagen“, taz vom 8. 11. 07

Dem Autor Albrecht von Lucke sei gedankt für seine wichtige Analyse, vor allem dafür, dass er den unverschämten und kaltschnäuzigen Versuch des ehemaligen BDI-Chefs Henkel bekannt macht, das aufklärerische frühbürgerlich-revolutionäre Leitmotto „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ als „totalitär pervertiert“ zu brandmarken und ihm unverfroren ein so gefühllos kaltes Motto wie „Freiheit, Eigentum, Sicherheit“ entgegenzusetzen.

Henkel möchte im Rahmen der von ihm gewünschten und derzeit auch weitgehend verwirklichten Diktatur des Kapitals offenbar alle menschenrechtlichen Errungenschaften rückgängig gemacht sehen. Am meisten entlarvt ihn bei seinem Motto der Begriff „Eigentum“, denn das haben in nennenswertem Umfang nun einmal nur seine Spießgesellen. Bei der „Sicherheit“ kann es sich dann nur um die Sicherheit für dieses Eigentum handeln. Und mit „Freiheit“ kann er wohl kaum wie die Aufklärer und Revolutionäre des ausgehenden 18. Jahrhunderts Freiheit von Ausbeutung meinen, sondern eben nur Freiheit für die volle Entfaltung des Kapitals und damit Freiheit für Ausbeutung. Letzten Endes liefe das auf einen Feudalismus mit moderner industrieller oder postindustrieller Technik hinaus.

Es ist traurig, dass es so verwirrte – oder korrumpierte? – „Intellektuelle“ wie Martin Mosebach oder auch Wolf Biermann gibt, die sich dafür hergeben, diese brutale kapitalistische Ideologie auch noch literarisch zu verbrämen. ORTWIN ZEITLINGER, Berlin