„Militärschulden annullieren“

INTERVIEW Alexis Passadakis von Attac spricht über die Eurozonen-Krise und „solidarische“ Auswege

■ 35, ist Politikwissenschaftler und Mitglied im Attac-Koordinierungskreis. Beruflich arbeitet er in der politischen Bildungsarbeit.

taz: Herr Passadakis, Sie verstehen die Griechen?

Alexis Passadakis: Die Sprache verstehe ich nicht.

Woher haben Sie Ihren Namen?

Mein Großvater war 1941 als Zwangsarbeiter nach Deutschland gebracht worden und hat dann hier geheiratet.

Aber Sie verstehen die Griechen!

Ja. Wobei die derzeitige Krisendynamik der Euro-Zone ein Teil der Weltwirtschaftskrise ist, die 2007/2008 begonnen hat. Das hat nichts zu tun mit überbordenden Sozialausgaben oder schlampigen Staatshaushalten.

War Griechenland besonders betroffen?

Im Falle von Griechenland spielt auch die Fehlkonstruktion der Euro-Zone eine Rolle. In der Währungsunion sind Volkswirtschaften mit unterschiedlicher Leistungsfähigkeit, das ist wie ein Fußballspiel, bei dem die eine Mannschaft Fußballschuhe trägt und die anderen barfuß spielen müssen. Wenn einige Länder Exportüberschüsse produzieren, dann gehören die Defizite der auf der anderen Seite dazu. Insbesondere auch Deutschland hat seinen Anteil an der Krisendynamik.

Was tun? Die „Bild“ sagt: Griechen raus aus der EU.

Das wäre kurzfristig falsch. Man muss erst einmal die Situation stabilisieren. Die Kreditaufnahme der Staaten muss unabhängig werden von den Finanzmärkten. Da muss die Europäische Zentralbank einspringen. Griechenland braucht zudem einen Schuldenerlass. Man sollte sich genau ansehen, wie sind diese Schulden entstanden. Schulden, die durch die massiven Militärexporte nach Griechenland entstanden sind, sollten zum Beispiel annulliert werden. Interview: kawe

19 Uhr, Paradox, Bernhardstr. 12