LESERINNENBRIEFE
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Knast und Zahlen

■ betr.: „Abschiebeknast teurer als Adlon“, taz vom 27. 2. 15

Knast und Zahlen. Schon interessant. 20 Jahre gibt es den Köpenicker Knast zum Beispiel schon. Und am Anfang hatte er gut 370 Haftplätze, die auch voll belegt waren. Da war halb (Ost)europa im Knast versammelt, und der Rechnungshof war zufrieden, weil der einzelne Haftplatz relativ billig war. Heute sitzt manchmal nur noch einer im großen Knast, und das ist relativ teuer. Dann wird geschimpft.

Knast und zahlen. Wofür so viel zahlen? Anfangs, um hauptsächlich spätere EU-Bürger einzusperren. Heute, um der gewachsenen EU zu zeigen: Wir tun was gegen die Armen, die unerwünscht zu uns kommen!

Knast und Berichte. Auch spannend. 1996 hat der Köpenicker Anstaltsbeirat, der die Gefangenen hören und den Leiter der Einrichtung beraten soll, in einem Bericht an den Innensenator den Sicherheitswahnsinn angeprangert, der völlig überzogene Härten für Menschen bringt, die allein zur Durchsetzung von Verwaltungshandeln eingesperrt werden. Der Bericht wurde ignoriert. 2011 hat die Länderkommission zur Verhütung von Folter nach einem offiziellen Besuch im Köpenicker Knast ebenfalls harsche Kritik an den dortigen Zuständen geübt. (Nachzulesen im Jahresbericht 2010/2011 der Nationalen Stelle zur Verhütung von Folter.) Die Empfehlungen der Kommission wurden vom Senat anfangs nicht einmal beantwortet.

Nun gibt es eine Rüge im Prüfbericht des Rechnungshofs. Bestimmt kommt jetzt endlich Bewegung in die Sache. Für Menschenrechte ist das ja die kompetente Stelle.MARTIN SCHRÖTER,

Initiative gegen Abschiebehaft

Ein Verlustgeschäft

■ betr.: „Hauptstadtflughafen BER. Korruptionsverdacht“, taz vom 27. 2. 15

Nun wissen wir es wieder einmal – der neue Flughafen BER in Schönefeld ist eine tolle Plattform für alle, die sich bereichern wollen. Was sind schon 40 Millionen, die verplempert werden? Dafür wird bei den betroffenen Bürgern mit Anspruch auf Schallschutz um jeden Cent gefeilscht! Kann man da noch auf ein gutes Ende hoffen?

Betroffene Bürger zahlen mit ihren Steuergeldern ohne Ende, denn dieser Flughafen wird immer ein Verlustgeschäft bleiben!

ANNELIE SCHWENK, Mahlow

Reflektierte Statements

■ betr.: „Solidarität hilft gegen Krankheit“, taz vom 28. 2. 15

… und Denken hilft gegen Blödsinn, meistens. Dass ein Kind in Berlin an den Masern gestorben ist, ist bitter. Daraufhin aber über Impfgegner zu berichten, als sei eine kritische Auseinandersetzung mit gängigen Impfpraktiken überflüssig und allenfalls ein Ausdruck von Pharmaparanoia, ist fehl am Platze und unreflektiert. Nicht alle Menschen, die über Sinn und Umgang mit Krankheit nachdenken, haben eine Macke und halten „Infektionskrankheiten in Europa fahrlässigerweise für längst überwunden“. Grad von der taz hätt’ ich ein reflektierteres Statement erwartet. TILLA REICHERT, Berlin

Alles ohne Probleme

■ betr.: „Windpocken. Neue Viren für die Impfgegner“, taz.de vom 4. 3. 15

Unsere private „Überlebensgeschichte“: 2002 haben meine Kinder direkt nach einer ersten Kinderinfektionskrankheit (von einem erwachsenen Babysitter „bekommen“) auch noch die Windpocken von einer Kindergartenfreundin bekommen (alle Kinder ca. ein bis drei Jahre alt). Von unseren Kindern haben es dann (nur) die ganz direkten Nachbarkinder bekommen (ca. 1,5 Jahre) und zum Schluss noch eine Zehnjährige aus unserem direkten Bekanntenumfeld – sie kannten das Restrisiko durch uns.

Wir sind selbstverständlich mit den Kindern nicht weiter in die Öffentlichkeit gegangen, sondern weiter zu Hause geblieben, um keine Schwangeren etc. anzustecken.

Damals gab es noch keine Impfung gegen Windpocken, und ich bin dankbar dafür! Ich selbst hatte die Windpocken als Kindergartenkind natürlich auch. Alles ohne Probleme, habe nur noch eine kleine Narbe. HANNE, taz.de

@ HANNE

■ betr.: „Windpocken. Neue Viren für die Impfgegner“, taz.de vom 4. 3. 15

Nun, Ihre persönliche Lebensgeschichte hat natürlich allerhöchste Beweiskraft. Dagegen sieht jedwede epidemiologische Studie völlig bedeutungslos aus. Meine Tochter hat die Windpocken im Übrigen auch überlebt, dennoch hätte ich ihr gerne die vielen juckenden roten Pickel und die wochenlange Prozedur des Einschmierens der Pickel erspart. DER_PETER, taz.de