DAS WETTER: BEIM TÜCHOANALYTIKER

Im Frauenwartezimmer war es mucksmäuschenstill. Dr. Knobelhardt hielt dort, wie stets werktäglich, Mittagsschläfchen. Der Tüchoanalytiker, auf dem Gebiet von Frauen und Tüchern eine weltweite Koryphäe, hatte sich sein Schläfchen unredlich verdient. Neben ihm schlummerte seine letzte Patientin, ein hohes weibliches Tier aus der niederen Politik, das ihre schrumpelige Halspartie mit Tüchern unerklecklichster Farben zukleisterte. Dr. Knobelhardt zupfte schlaftrunken an den lilasenfgelben Fransen von Mareile Sensenburgs Riesenhalstuch, dass es ihn narrisch überall juckte. Sie war aber auch ein besonders tückischer Fall, diese Frau Sensenburg! Mit seiner impliziten Tüchoanalyse und den verdeckten Einstecktuchfragen kam Dr. Knobelhardt bei jenem hochkarätigen Kaliber, wie es die Wehrbeauftragte im Entwicklungshilfeministerium eines war, das erste Mal in seinem langen Analytikerleben partout nicht weiter. Das einzige was bei Mareile Sensenburg half, war darob das gemeinsame sportliche Mittagspäuschen.