Impfen – ja oder nein?

MASERN Über Nutzen und Schaden von Impfungen wird seit dem großen Masernausbruch in Berlin heftig diskutiert. Zahlreiche taz-LeserInnen scheinen vom Nutzen des Impfens wenig überzeugt. Andere hätten nichts gegen eine Impfpflicht

■ betr.: „Die Mär von der gefährlichen Impfung“, taz vom 2. 3. 15

Vielen Dank für Ihren Artikel zur Masernimpfung, und lassen Sie sich von den notorischen Impfgegnern nicht unterkriegen!

Zum Thema Impfpflicht: Warum denkt niemand mehr an die Impfpflicht gegen Pocken, die in der Bundesrepublik bis 1976 bestand? Die Älteren erinnern sich noch gut an die Impfnarben, die jeder am Oberarm hatte. Schließlich ist die weltweite Ausrottung der Pocken eine der (wenigen) großen Leistungen der naturwissenschaftlich begründeten Medizin. HERMANN WIEFELS, Springe

■ betr.: „Selig sind die Selbstgerechten“, taz.de vom 27. 2. 15

Erstklassiger Titel, der folgende Artikel ist in Ordnung.

Bei der Lektüre der vielen Leserbriefe in den Printausgaben – ja, ich bin Abonnent – fiel mir auch die Selbstgerechtigkeit und Egozentriertheit auf. Sehr wohltuend war die ausführliche Leserzuschrift des Kinderarztes („Impfen schützt“, taz vom 27. 2. 15), der unaufgeregt die Fakten klarstellte.

GESUNDER MENSCHENVERSTAND, taz.de

■ betr.: „Selig sind die Selbstgerechten“, taz.de vom 27. 2. 15

Impfgegner hängen einem ausgeprägten Gut-böse-Denkmuster an. Dieses Denkmuster besagt: Wir sind die Guten, die Ökos, die Naturheiler, die Intelligenteren – die anderen, das sind die Bösen, die Pharmaindustrie und die Ärzte. Letztere wollen nur Geld machen. Dass aber auch Naturheilpräparate und homöopathische Produkte selbstverständlich nicht von Oma Meume im Hinterhofgärtchen produziert werden, sondern eben auch von der Pharmaindustrie, so weit wollen die „Intelligenteren“ dann doch nicht denken.

LITTLE RED ROOSTER, taz.de

■ betr.: „Die Mär von der gefährlichen Impfung“, taz vom 2. 3. 15

Impfen schützt, aber nicht lange genug! Während eine durchgemachte Masernerkrankung eine lebenslange Immunität hinterlässt und über die Mutter dem Neugeborenen einen sogenannten „Nestschutz“ bietet, bewirkt die Impfung eine deutlich geringere Immunantwort. Dies führt dazu, dass der Impfschutz nach Impfung in relativ kurzer Zeit wieder abnimmt und deshalb immer wieder aufgefrischt werden sollte, was in der Praxis schwer umzusetzen ist.

Wir haben durch die Impfung die Masernerkrankung, die im Kindesalter – bei sonst gesunden Kindern – relativ milde verläuft, in die gefährlicheren Lebensalter verschoben: Durch mangelnden Nestschutz besteht für Säuglinge ein erhöhtes Infektionsrisiko, und wegen des nachlassenden Impfschutzes kommt es zunehmend zu Erkrankungen im Erwachsenenalter, wobei die Erkrankung hier erheblich schwerer verläuft. (Die Hälfte der Erkrankten in Berlin sind Erwachsene, über deren Impfstatus nichts bekannt ist.)

Es liegt also nicht an den Impfgegnern – immerhin sind 95 Prozent der Kinder geimpft –, sondern daran, dass die Masernimpfung nicht so gut schützt wie die durchgemachte Erkrankung. MAGDALENE KIMMICH, Allgemeinärztin, Bietigheim-Bissingen

■ betr.: „Die Mär von der gefährlichen Impfung“, taz vom 2. 3. 15

Heike Haarhoff berichtet unter anderem von 15 dem RKI gemeldeten Verdachtsfällen mit tödlichem Ausgang im Zusammenhang mit Masernimpfungen, wobei in keinem Fall die Ursächlichkeit bewiesen werden konnte. Aber eben auch nicht ausgeschlossen. Im Fall des an Masern verstorbenen Kleinkindes bestehen jedoch offensichtlich keine Zweifel an der Todesursache, der allgemeine Gesundheitszustand, Vorerkrankungen und Behandlungen bleiben unerwähnt.

Als nicht militante, aber durch mehrjährige intensive Beschäftigung mit dem Thema Impfen „überzeugte Kritikerin“ und Mutter zweier vollständig (und damals noch kritiklos) geimpfter und eines ungeimpften Kindes erschreckt mich die einseitige und undifferenzierte Auseinandersetzung in diesem Artikel. Bei 652 Erkrankten sind 12 Prozent Geimpfte immerhin 78 Personen, bei denen die Impfung offenbar versagt hat. Kein Wort hierzu.

Dem Leserbriefschreiber Michael Huppertz („Impfpflicht schützt Kinderrechte“, taz vom 2. 3. 15) möchte ich dahingehend zustimmen, dass Kinderrechte staatlich geschützt gehören. Hier aber vor allem das Recht auf körperliche Unversehrtheit durch den Schutz vor Umweltverschmutzung, Atomkraftwerken, Feinstaub, Lärm, Elektrosmog, Giften und Zusatzstoffen in Lebensmitteln, Gewalt, Stress etc. Dann kann sich das Immunsystem stark und ungestört mit Krankheiten auseinandersetzen, unterstützende Therapien sind möglich. Panikmache ist fehl am Platz.

YVONNE ERNST, Tübingen

■ betr.: „Pakistan. Impfgegner in den Knast“, taz vom 3. 3. 15

„Auch in Deutschland gibt es viele Impfskeptiker. Zu Waffen werden sie wohl nicht greifen. Dennoch würde auch den hiesigen Behörden etwas mehr Konsequenz gut zu Gesicht stehen.“ Ist das jetzt euer Ernst? Lesen das mehrere Leute, bevor das in Druck geht, oder war auf der Wahrheit-Seite kein Platz mehr? Das war ja schon die letzten Tage schlimm genug, was in der taz dazu zu lesen war. Aber das unterfliegt jetzt echt alles. Was soll das eigentlich? Worum geht es euch? Geht es da überhaupt noch um irgendwas? MARTIN BRANDT, Erlangen

■ betr.: „Impfgegner in den Knast“, taz vom 3. 3. 15

Nicht genug damit, dass in der taz in der letzten Woche Eltern als verantwortungslos beschimpft wurden, die Impfungen kritisch gegenüberstehen, nein, nun wird im Zusammenhang mit dem Bericht über die Inhaftierung von impfkritischen Eltern in Pakistan auch noch hiesigen Behörden nahegelegt, auch ihnen könne mehr Konsequenz gut zu Gesicht stehen. Inhaftierungen auch hier? Ihr solltet euch viel mehr um die Zusammensetzung der Stiko kümmern (acht von zwölf Mitglieder aus der Pharmaindustrie) und hinterfragen, ob wirklich alle Empfehlungen nur dem Wohl der Menschen dienen. Dass es kein Interesse an breit angelegten Studien zu Impfschäden gibt, hat seine Gründe. REINER STEFAN, Bienenbüttel

■ betr.: „Die Mär von der gefährlichen Impfung“, taz.de vom 1. 3. 15

Ich halte das Impfen, vor allem gegen Masern, für sinnvoll. Aber man kann den Zahlen der Impfstatistik nicht trauen. Die meisten Impfnebenwirkungen werden nicht erfasst, und bei den harten Fällen kämpfen Eltern meist erfolglos dafür, dass der Impfschaden überhaupt als solcher anerkannt wird. Das heißt, die Institutionen tun alles dafür, die Statistik so gut wie möglich aussehen zu lassen.

Ich selbst lag nach einer Gelbfieberimpfung Wochen mit starken Muskelschmerzen im Bett. Den Arzt vom Tropeninstitut hat es nicht interessiert, und als Impfnebenwirkung kam es bestimmt nicht in die Statistik …

PETER RAUMER, taz.de