Ein Depot für alle

Der Museumsentwicklungsplan sieht Maßnahmen gegen die Neuverschuldung der Museen und gegen das Verrotten ihrer Sammlungen vor. Wichtigstes Projekt: ein gemeinsamer Kulturspeicher

VON PETRA SCHELLEN

Auf stärkere Kooperation zielt der Museumsentwicklungsplan, der noch vor Jahresende die Bürgerschaft passieren soll. Die Kulturbehörde hat Eckpunkte während der letzten Monate erarbeitet: Nicht nur die Vereinigung der vier kulturhistorischen Museen zur Stiftung Historische Museen Hamburg soll im Januar 2008 in Kraft treten. Auch die Zuschüsse für die Betriebskosten für die sieben Museen sollen ab 2008 um 2,1 Millionen Euro erhöht werden. Denn die jüngst mit 13,6 Millionen Euro entschuldeten Häuser sind chronisch defizitär. Der Grund: Bei deren Umwandlung in Stiftungen hatte man steigende Betriebs- und Personalkosten nicht eingeplant.

Doch auch mit Strukturreformen will Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) eingreifen. Und wenn auch die Vereinigung von Kunsthalle und Deichtorhallen vom Tisch ist, wird sich die Struktur der vier stadthistorischen Museen – des Altonaer Museums, des Museums für Hamburgische Geschichte, des Museums der Arbeit und des Helms Museums stark verändern: Einer ihrer Direktoren wird Vorstandsvorsitzender mit Letztentscheidungsrecht. Und allen Direktoren wird eine stärkere Kooperation verordnet.

Deren Ziel ist sehr diplomatisch formuliert: Stärkere Gemeinsamkeit bei gleichzeitiger Wahrung der Spezifika – will heißen: Kein Museum wird den Zuschlag für die alleinige Präsentation des Themas „Schifffahrt“ bekommen, sondern jedes Haus eine Facette zeigen – wie bisher. Dabei könnte man innerhalb der Stiftung Exponate durchaus neu auf die Häuser verteilen.

Ein weiteres Ziel ist eine stärkere Besucherorientierung. „Wissenschaftler machen oft Ausstellungen, ohne die Bedürfnisse der Besucher zu kennen“, sagt von Welck. Dem sollen Besucherbefragungen abhelfen – und die Einbindung der Kuratoren in eine Programmkommission mit starker Marketing-Orientierung. „Verbieten kann das Marketing eine Ausstellung natürlich nicht“, sagt von Welck. „Aber einen griffigen Titel finden“, sagt Kulturamtsleiter Bethge.

Leichter zu befördern ist die bereits begonnene digitale Inventarisierung der Museumsbestände. Zwar nutzen die Häuser unterschiedliche Software, doch dem will man durch eine gemeinsame Meta-Datenbank begegnen. Wichtiges Projekt außerdem: ein Kulturspeicher, gedacht als Depot für die sieben Museen, deren Sammlungen beengt gelagert sind. Im Gespräch sind 28.000 bis 40.000 Quadratmeter. Noch ist unklar, ob hierfür ein bestehendes Gebäude oder ein Neubau in Frage kommt. Konkrete Pläne will die Kulturbehörde bis zum Sommer 2008 vorlegen. Von Welck ist optimistisch: „Wenn die Bestände auf Dauer unzulänglich gelagert werden, verlieren sie an Wert“, sagt sie. „Und das Argument versteht auch die Finanzbehörde.“