Vertraut-uns-Offensive

betr.: „Beck ist der schwächste SPD-Chef“, taz vom 15. 11. 07

Gewiss hat Manfred Güllners Analyse der „Beck vor, keiner wählt den Tor“-Taktik potenzieller SPD-Kanzlerkandidaten einen gewissen Unterhaltungswert mit Soso!-Effekt. Von einem Soziologen und Sozialpsychologen hätte ich aber eine wissenschaftlich etwas fundiertere Empfehlung an die eigene Partei erwartet, als durch mehr Infostände „wieder Vertrauen aufzubauen“.

Wie soll das gehen, wenn ein Wissenschaftler wie Güllner den Objekten der Vertraut-uns-Offensive erklärt, dass die Forderung nach einem Mindestlohn ein „Randthema“ sei. Das mag ja Mainstreammeinung sein. Aber das ist genau das Problem, zu dessen Bewältigung die SPD wissenschaftlichen Beistands dringend bedürfte. Der müsste eher eine Aufklärungskampagne empfehlen, die auch die zur Randgruppenverachtung neigenden Arbeits- oder (Selbst-)Ausbeutungsplatzbesitzer mit der Wahrheit vertraut macht, dass der Mindestlohn in England und anderswo nicht nur die Lohnabwärtsspirale gestoppt, sondern dadurch auch allgemeine (also nicht nur randständige) wirtschaftliche Entwicklung gefördert hat.

HANS-HERMANN HIRSCHELMANN, Berlin