die anderen über den streik der eisenbahner in frankreich
:

Le Monde kommentiert: Im Arbeitskampf gegen die von der Regierung geplante Reform der Sonderrenten ist die Schlacht um die öffentliche Meinung entscheidend. Jeder wird sich noch erinnern, dass trotz der Lähmung des Schienenverkehrs die meisten Franzosen im Dezember 1995 mit den Streikenden sympathisierten. Wenn man den Umfragen glaubt, ist das heute nicht mehr so. Die Aufgabe der Medien ist aber nicht einfacher geworden. Da die Mehrheitsmeinung gegen den Streik ist, fühlen sich die Streikenden als Opfer. Für sie sind die Medien dafür verantwortlich, dass sie es nicht schaffen, die Öffentlichkeit zu überzeugen.

Die Neue Zürcher Zeitung schreibt: Von den beiden Arbeitskämpfen ist derjenige in Frankreich von ungleich größerer Tragweite. Auch Deutschland hat seine Probleme mit sozialpolitischen Reformen, aber sie werden nicht an der Streikfront ausgetragen, sondern innerhalb der großen Koalition – was nicht unbedingt besser ist. Ganz anders Frankreich. Frankreichs Bähnler sehen sich als Avantgarde gegen den angeblichen Wirtschaftsliberalismus von Präsident Sarkozy. In ihrer politischen Dimension erinnern die Streiks in Frankreich an den zähen Arbeitskampf, den Englands Bergarbeiter vor 23 Jahren gegen Maggie Thatcher ausfochten – und verloren.