„Wir werden nicht gehört“

DISKUSSION Die CDU lädt zu einem Gespräch über die Rolle von Migrantenorganisationen ein

■ 39, ist Vorsitzender des KSV Vatan Sport Bremen 1978 und Integrationsbeauftragter des Bremer Fußballverbands.

taz: Herr Orta, wird in Bremen genug für die Integrationsarbeit getan?

Murat Orta: Es wird sicherlich einiges gemacht. Es wirkt allerdings so, als wäre Integration Pflichtprogramm und die Stadt unternimmt etwas, um damit in erster Linie gut dazustehen. Nach dem Motto: Haken dran und fertig. Die Verbände und Vereine, die Integrationsarbeit leisten, haben oft das Gefühl, nicht gehört zu werden. Ich arbeite auch ehrenamtlich als Integrationsbeauftragter im Bremer Fußballverband. Damit sitze ich dort im Vorstand, habe aber keine Stimmberechtigung.

Wie hilft der Verein KSV Vatan Sport Bremen 1978 bei der Integration?

Wir sind ein Kultur und Sportverein. Wir vermitteln unseren Kindern und Jugendlichen, ein gleichberechtigter Teil der Gesellschaft sein zu müssen und dass sie hier nicht bloß Gast oder gar Fremdkörper sind. Über den Sport lernen die Kinder, sich einem Team anzupassen.

Aus welcher Motivation heraus wurde Ihr Verein gegründet?

Heimweh! Die Gastarbeiter, die in den 1970ern nach Bremen kamen, hatten keinen Anlaufpunkt. Sie wollten aber den Bezug zu ihrer Heimat nicht verlieren und haben deshalb den KSV als Anlaufstelle gegründet.

Warum ist ein deutsch-türkischer Fußballverein wichtig? Können sich Kinder mit Migrationshintergrund nicht auch in anderen Vereinen wohlfühlen?

Zunächst mal: Wir sind ein deutscher Verein mit türkischem Namen! Dass wir einen hohen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund haben, liegt sicherlich auch am Anteil der Migranten in unserem Stadtteil. Die Kinder können sich aber sicherlich auch in Vereinen mit vorwiegend deutscher Kultur wohlfühlen. Allerdings können sie ihre eigene Kultur da nicht auf die gleiche Art ausleben.

Welche Probleme begegnen Ihnen bei der Vereinsarbeit?

Wir haben einen Mangel an ehrenamtlichen Mitarbeitern mit Migrationshintergrund. In der türkischen Kultur ist das Ehrenamt nicht so verbreitet. Zudem wäre staatliche Unterstützung, vor allem bei unserer sozialen Arbeit, wünschenswert. Da hätten wir gerne professionelle pädagogische Hilfe.

INTERVIEW: JÖRDIS FRÜCHTENICHT

Podiumsdiskussion um 17.30 Uhr im Inside Hotel Waterfront, Sternentor 6. Um Anmeldung unter ☎ 0421 / 30 89 448 wird gebeten