Humboldt-Forum wird provinziell

STADTSCHLOSS Michael Müller will in Mitte eine Art Heimatausstellung statt eines Bibliotheksprojekts

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) will im Humboldt-Forum offenbar lieber ein Heimatmuseum als eine Bibliothekswelt. Dem Tagesspiegel zufolge stellte Müller am Montagabend auf dem Jahresempfang der Initiative „Hauptstadt Berlin“ die geplante „Welt der Sprachen“ zur Disposition. Für die 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche, die das Land im Stadtschloss wird bespielen können, solle „keine Chance vertan werden“. Er bevorzuge in dem Neubau die Darstellung der Geschichte Berlins.

Die Planänderung kommt überraschend. Bis vor Kurzem wollte Müllers Kulturverwaltung an der „Welt der Sprachen“ festhalten. Die Multimedia-Ausstellung ist ein Projekt der Zentral-und Landesbibliothek Berlin (ZLB), die menschliche Kommunikation in verschiedenen Kulturen und Zeiten darstellen will. Nach eigenen Angaben hat die ZLB seit Anfang 2013 Mittel „im mittleren sechsstelligen Bereich“ investiert – darunter Fördermittel der Europäischen Union. „Wir sind perplex und müssen jetzt dringend mit dem Senat telefonieren“, sagte Sprecherin Anna Jacobi am Dienstag der taz. Vize-Senatssprecher Bernhard Schodrowski beruhigte, es sei „keine Entscheidung in irgendeiner Weise getroffen“. API