Vermittelbar trotz Handicap

Weiterbildungsmesse für Schwerbehinderte zeigt Perspektiven auf. Sozialsenatorin drohte mit Boykott

Es ist ein bundesweites Modellprojekt: Im Hamburger Job-Center für schwerbehinderte Menschen werden mehr als 6.000 Menschen gezielt betreut, die aufgrund ihrer körperlichen Nachteile auf dem Arbeitsmarkt wenig Chancen haben. Das seit gut einem Jahr in Hamm-Nord (Beltgens Garten 2) ansässige Job-Center gilt als Vorzeigeeinrichtung. Innerhalb von zwölf Monaten konnte 170 erwerbsfähigen Schwerbehinderten eine Beschäftigung im ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Rund 1.200 Menschen wurden in Bildungs- und Weiterbildungstrainings oder einer nicht sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung untergebracht.

Um das Modell bekannt zu machen, initierte „Team Arbeit Hamburg“ gestern in der Hochschule für Angewandte Wissenschaften am Berliner Tor eine Messe, in der schwerbehinderte Erwerbsfähige sich punktgenau über ihre Möglichkeiten informieren konnten. Kurz nach Eröffnung der eintägigen Veranstaltung waren die Stände der 20 anwesenden Bildungsträger bereits von Interessierten belagert.

Ärger gab es bei der Messe nur hinter den Kulissen: Die Sozialbehörde versuchte im Vorfeld zu verhindern, dass im Rahmen der Auftaktveranstaltung PolitikerInnen der drei Bürgerschaftsparteien mit Experten der Hamburger Verwaltung über Zukunftsstrategien der Integration Schwerbehinderter in den Arbeitsmarkt diskutieren. Kritische Töne in Wahlkampfzeiten waren offenbar nicht erwünscht. Vize-Bürgermeisterin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) drohte gar damit, ihr Grußwort zurückzuziehen, wenn die angekündigte Debatte stattfände. Am Ende ruderte die Sozialsenatorin zurück, blieb Schirmherrin der Veranstaltung und ließ auch die Opposition zu Wort kommen. MAC