LeserInnenbriefe
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Ein Rektor sollte Geist schätzen

■ Betr.: „Rektorenkür ausgebremst“, taz.bremen vom 15. 11.

Ich bin altmodisch und fände es schön, wenn ein Uni-Rektor Geist erkennen lassen würde, Lust auf Erkenntnis, Spaß am gemeinsamen Austausch und der gemeinsamen Verbesserung. Nach der Zivilklausel-Veranstaltung sehe ich Arnim von Gleich hierfür als denkbar völlig ungeeignet an. (...)

In einer in Bremen engagiert geführten Diskussion über eine OHB-Stiftungsprofessur erkennt von Gleich keine engagiert geführte Diskussion, sondern den Versuch einer Skandalisierung. (...)

Von Gleichs Argumentation zielte an diesem Abend vom ersten Moment an darauf ab, das Gegenüber zu diskreditieren, indem Meinungen anderer als willkürlich und skandalheischend bezeichnet werden. Dabei ist selbst der zynische Verweis auf die Unberechenbarkeit öffentlicher Diskussionsprozesse kein fester Glaubenssatz von ihm, sondern selbst nur Verfügungsmasse seiner Inszenierung. Denn mehr als einmal verweist von Gleich darauf, dass an diesem Abend die Menschen im Saal eh nicht repräsentativ sind und beruft sich für seine Position auf nicht näher dargestellte gesamtgesellschaftliche Mehrheiten.

Hier schließt sich dann der Kreis zu einem provinziellen Berlusconianismus. Da von Gleich erkennen lässt, dass er breite demokratische und partizipative Prozesse nicht akzeptiert und er umgekehrt ganz deutlich auf eine abgeschlossene Elite setzt, ist er in meinen Augen maximal ungeeignet für eine Wahl. hasso jacobsen, bremen

Bauernopfer oder mehr?

■ Betr.: Bremer Chefarzt gefeuert, taz vom 17. 11.

Das Problem der Krankenhauskeime hat sich in den letzten Jahren in einer vielfach nicht erkannten Weise qualitativ und quantitativ ausgewachsen. Was mit MRSA begann, führt über ORSA, VRE und ESBL und ganz zuletzt zu den Vibrionen im Nordseewasser heute zu einer Vielzahl immer wieder neu auftretender Keime mit langwierigen und komplizierten Nachweismethoden, die bisher im Qualitätsmanagement einer Klinik nicht systematisch erkannt werden.

Seit 2005 habe z. B. ich unzählige Male persönlich, schriftlich, per E-Mail und Fax um ein Gespräch bei Dr. Hansen, Vorstand der Gesundheit Nord gebeten; meine Vorschläge der Tagesordnung reichten von Spezialisierung der Geno-Kliniken, über Aufbau interdisziplinärer Fachambulanzen bis zu Erfahrung-Transfer zum Beherrschen der Krankenhauskeime aus Modellprojekten in der Euregio und meiner Mitarbeit in der Klinikverbünden Osnabrück, Ostwestfalen-Lippe und Ruhrgebiet. Eine Antwort ist nicht eingegangen; mehrmals erklärte mir das Vorzimmer der Geno-Geschäftsführung, bitte nochmals alles neu zu schicken.

Qualifikation Huppertz: Ich kenne fast alle Kinderkliniken im nordwestdeutschen Raum und den Chefarzt in Bremen schon seit über 10 Jahren. Prof. Huppertz gehört zur ersten Garde, ist einer der erfahrensten Spezialisten für Hygiene und kindliches Impfwesen sowie Erstbeschreiber der von ihm entdeckten „Naproxen indizierten Pseudo-Porphyrie“, einer nach Medikation von Rheuma-Kindern von ihm erkannten „neuen Krankheit“; alle pädiatrischen Rheumazentren verwenden inzwischen ein anderes Schmerzmittel.

Ich meine, in dieser Verengung der Diskussion „Schuldfrage – Bauernopfer – basta“ machen Gesundheit Nord und der Bremer Senat es sich zu einfach. Die Gesundheitsregion Osnabrück z. B. hat ein MRSA-Netzwerk der Kliniken entwickelt und in der Uniklinik Köln steht inzwischen eine Screeningmaschine, die das Keimspektrum der Neupatienten binnen 90 Minuten erkennen kann; das nur als Beispiel erkannter Innovationen und zugelassener Diskussionen mit Externen. Claus Schroeter (früher Bremen), Gründer/Sprecher Nationales Netzwerk Seltener Krankheiten (seit 1987) und Zentrum Migrationsmedizin.