Wenn Lehrer zuhören lernen

MOBBING Mit einer Kampagne sollen LehrerInnen, SchülerInnen und Eltern für das Thema „Mobbing“ sensibilisiert werden. Acht Bremer Schulen machen bereits mit

„Du Mopfer!“, lautet ein aktuelles Schimpfwort, auch auf Bremer Schulhöfen – es ist die Kurzform für „Mobbing-Opfer“. Ein neues Jugendwort, das zum Trend passt: Jedes achte Kind in Deutschland leide unter dauernden Drangseleien seiner MitschülerInnen, sagen die Experten und sagen dazu „Mobbing“, wenn das über drei Monate anhält. Am Freitag startete deshalb das Landesinstitut für Schule (LIS) mit der Techniker Krankenkasse (TK) ein „Anti-Mobbing-Programm“ für Bremer Schulen. In sieben weiteren Bundesländern läuft das bereits.

„Mobbing findet dort statt, wo Lehrer es nicht sehen“, so Astrid Mangold, Referentin für Schulkultur am LIS. Nicht wegzuschauen, sondern eine Atmosphäre zu schaffen, die dies verhindert, ist das hochgesteckte Ziel der Kampagne „Mobbingfreie Schule – gemeinsam Klasse sein“. Sie richtet sich an SchülerInnen der fünften bis siebten Klassen. Bei ihnen, so sagt Mangold, sei das soziale Gefüge noch nicht so gefestigt und die Schikanen noch im Vorfeld zu verhindern. Denn es ist die Dynamik in einer Gruppe, die zur Ausgrenzung führt: Die Klasse lästert, ignoriert und hänselt gemeinsam – beim Sportunterricht, im Bus oder auch in sozialen Netzwerken.

Bei den Opfern sinken die Leistungen in der Schule, sie werden krank. Manche wissen sich nicht anders zu helfen, als die Schule zu wechseln.

Dass nicht die Täter, sondern die Opfer meist den Kürzeren ziehen, liegt auch an der mangelnden Erfahrung der Lehrerkräfte. Am LIS wird Anke Keller ihnen daher beibringen, wie sie Mobbing-Opfer wahrnehmen und Gespräche führen können. 21 LehrerInnen von acht teilnehmenden Bremer Schulen kamen zum Auftakt des Anti-Mobbing-Programms ins LIS. An ihren Schulen sollen sie später die KollegInnen informieren und Projektwochen organisieren.

Dafür stellt die TK 200 „Anti-Mobbing-Koffer“ zur Verfügung: „Info-Spickzettel“ für die Klassenlehrer stecken darin, ein Aufklärungs-Film für die SchülerInnen und einer für die Eltern. Die nämlich sollen mit der Kampagne ebenso erreicht werden. „Oft verstärken die Eltern das Mobbing“, sagt Astrid Mangold, „wenn sie Kindern verbieten, in der Schule mit jemandem zu spielen.“ Oder sie kommen auf die Idee, das Problem selbst zu klären – untereinander. Wie schief das gehen kann, zeigt Roman Polanskis aktuelle Verfilmung des Stückes „Der Gott des Gemetzels“.  jpb