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: Irres Unentschieden

BUNDESLIGA Gegen Leverkusen verspielt Hertha erneut einen 2-Tore-Vorsprung, rettet sich dann aber noch zum gerechten 3:3

„Ich habe dem Team zu erklären versucht, dass es kein Nachteil ist, wenn man führt“

MARKUS BABBEL, HERTHA-TRAINER

Vier Spieltage vor dem Hinrundenende in der Bundesliga stand mit Bayer Leverkusen eine Spitzenmannschaft im Olympiastadion, und für das Team, den Trainer und die Anhängerschaft von Hertha BSC stellte sich die Frage, wo denn der Aufsteiger nach 13 Spieltagen steht. Platz zehn, nun ja. Was sagt schon ein Tabellenplatz bei einer Mannschaft, in der sich Höhen und Tiefen abwechseln wie das Wetter im April?

Neunzig Minuten nach Anpfiff war die Frage immer noch nicht geklärt. Nach einem 2:0-Vorsprung mussten die Berliner froh sein, mit dem Endstand von 3:3 noch einen Punkt gerettet zu haben – Leverkusen hatte das Spiel zwischenzeitlich gedreht und war in der 79. Minute mit 3:2 in Führung gegangen.

Mit dem 2:2 vergangenen Samstag beim SC Freiburg, wo Hertha einen 2:0-Vorsprung fahrlässig verspielt hatte, wollte Hertha-Trainer Markus Babbel das Unentschieden gegen Leverkusen nicht vergleichen: „Heute hat sich die Mannschaft gegen eine drohende Niederlage gestemmt und ist noch einmal belohnt worden.“ Babbel sprach sogar von einem „tollen Spiel für die Zuschauer“.

Herthas Beginn war, wie zuletzt gegen Freiburg und Gladbach, engagiert. Bereits in der 7. Minute erzielte Jungstürmer Pierre-Michel Lasogga nach einem flachen Zuspiel von Raffael die Berliner Führung. Zwei Minuten zuvor hatte Linksverteidiger Levan Kobiashvili einen Handelfmeter verschossen. Nach 17 Minuten führte Hertha sogar 2:0 – der Leverkusener Ömer Toprak köpfte einen Freistoß von Rukavytsya ins eigene Tor.

Nach dem Spiel meinte Hertha-Mittelfeldmann Peter Niemeyer: „Ich glaube, die Zuschauer hätten sich gefreut, wenn wir das 2:0 einfach nach Hause gebracht hätten.“ Ein frommer Wunsch angesichts einer Defensivleistung, die erneut viel zu wünschen übrig ließ. Bereits in der 24. Minute gelang Eren Derdiyok der Anschlusstreffer zum 2:1-Halbzeitstand. In Halbzeit zwei ließ der Leverkusener Stürmer Treffer zwei und drei folgen – ehe erneut Lassoga in der 83. Minute für den Ausgleich sorgte.

Wo also steht die Hertha – drei Spieltage vor dem Hinrundenschluss? Markus Babbel berichtete nach dem Abpfiff von einer bemerkenswerten Kabinenansprache in der Halbzeitpause. Er habe da seinem Team „zu erklären versucht, dass es kein Nachteil ist, wenn man führt“.

Das heißt wohl erstens, dass der Hertha-Coach weiß, wie dünn das Nervenkostüm seiner Elf gerade im Olympiastadion ist, wo ihr in dieser Saison erst zwei Heimsiege gelangen. Der Spielverlauf zeigte aber auch, dass eine Kabinenansprache aus der Mannschaft noch keine abgebrühten Zocker macht, die einen 2:1 Vorsprung locker verwalten.

Dennoch hat das irre Unentschieden vom Samstag nicht nur die 44.541 Zuschauer im Olympiastadion mitgerissen. Es zeigte auch, dass die Moral der Mannschaft intakt ist. Mit Schalke kommt in zwei Wochen schon das nächste Spitzenteam ins Olympiastadion. Und mit denen tun sich die aprilwettrigen Hertha-Jungs ja oft leichter als mit den scheinbar lösbaren Aufgaben. UWE RADA