UNTERM STRICH

Die Nachricht klingt wie ausgedacht: Am Freitagabend ist der US-Musiker Coco Robicheaux im Alter von 64 Jahren einem Herzinfarkt erlegen, während er in einer Bar in New Orleans am Tresen saß. Coco Robicheaux gehörte zum Inventar des French Quarters. Öfter stand er in den Bars seiner Heimatstadt aber auf den Bühnen. Musik hat in New Orleans viele schillernde Persönlichkeiten hervorgebracht, aber Curtis Arceneaux, wie Coco Robicheaux mit Geburtsnamen heißt, war selbst für diese musikgesättigte Stadt eine Ausnahmeerscheinung. Aufgewachsen ist er in den Sümpfen von Louisiana, halb Choctaw-Indianer, halb Cajun. Die ersten Saiten-Instrumente fabrizierte er sich aus Kupferdraht und Schwemmholz. In der Kirche hat er dann angefangen Posaune und Saxofon zu spielen. Seine Songs haben weltliche Erdung, was vor allem an der Stimme liegt, die nach chronischem Bronchialkatarrh klingt und nur von einem unverwechselbaren Swamp-Blues-Gitarrenstil vor dem Abrauschen bewahrt wird. Vom Musikmachen konnte Robicheaux in den Sechzigern nicht leben, er musste sich als Bauarbeiter durchschlagen. Nach einem Arbeitsunfall war er zeitweilig gelähmt. Vor der Obskurität wurde er von Dr. John gerettet, mit dem er regelmäßig zusammenspielte. Ende der Sechziger fand er ein Auskommen als Studiomusiker für die „Sonny and Cher Show“. Obwohl er zahlreiche Singles aufgenommen hatte, erschien erst 1994 sein Debütalbum. Manche kennen ihn aus der preisgekrönten Fernsehserie „Treme“, wo er zu Beginn der zweiten Staffel einen Hahn in einem Voodoo-Ritual in einer Radiostation opfert. Voodoo spielte auch in seinem richtigen Leben eine Rolle: In seiner Wohnung betrieb Robicheaux einen Voodoo-Schrein.