ALTER MEISTER
: Der Überflüssige

2002 war Deutschland im Luxussegment angekommen. Autos wurden hier natürlich schon vorher gebaut und gefahren, in solchen Mengen, dass Bundesdeutschland sich als Autofahrerland und Autonation tituliert sah, Autobahnen hatte man auch schon, Autokanzler kamen später hinzu. Aber etwas fehlte, denn dem deutschen Auto war Sportlichkeit anzumerken, Effizienz natürlich, mancherorten Eleganz, aber Verschwendung, Luxus, Überfluss? Das konnten nur andere, vor allem die Briten mit ihren Rolls-Royce und Bentleys – inzwischen alles in deutscher Hand, nur eben nicht von teutonischem Geblüt. Deshalb erfand Daimler-Benz den Maybach, ein Name, der brummt wie ein Reihensechszylindermotor aus den Zwanzigern, jener Dekade, von der die Deutschen glauben, sie hätte ihre Fähigkeit zur Dekadenz bewiesen. Und in der Maybachs beste Zeit als Automarke begann. Doch der schwäbische Schwelger verkaufte sich schlecht, ein paar hundert pro Jahr waren es zuletzt nur noch. Und das, obwohl Luxus immer geht, gerade in Krisenzeiten. Vielleicht haben die anderen den Deutschen das einfach nicht geglaubt, diese plötzliche Lust an der Unvernunft, und tief in ihnen noch immer den Sparer und Moralisten erkannt. Und wer, fragen wir mal die Griechen, würde ihnen da nicht recht geben? DAS