rene zechlin, kunstvereins-leiter
: Pionier in Cork

RENE ZECHLIN, 33, hat in Stuttgart Kunstgeschichte, Betriebswirtschaftslehre und Philosophie studiert. F.: PRIVAT

Altirisch hat er in den drei Jahren nicht gelernt. Auch dem Harfenspiel ist René Zechlin nicht verfallen, während er im irischen Cork als Ausstellungsmacher tätig war. Dafür war auch gar keine Zeit, hat Zechlin, der ab 1. April 2008 den Hannoverschen Kunstverein leitet, doch seit 2004 die Lewis Glucksman Gallery mit aufgebaut, die öffentliche Kunsthalle der Universität Cork.

Ein Ort, der dort inzwischen zu einer der ersten Adressen zeitgenössischer irischer Kunst avancierte. Und anders, als der Kontinentaleuropäer das vermuten mag, bedeutet das gerade nicht, dass dort explizit politische Kunst gezeigt worden wäre.

„Die junge irische Künstlerszene ist gar nicht so politisch. Sie befasst sich vielmehr mit aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Fragen“, erklärt Zechlin. Außerdem sei dies die erste Künstlergeneration, die in Irland von ihrer Kunst leben können: „Lehraufträge werden sehr großzügig vergeben.“ Zechlins Interesse galt indes während der letzten Jahre nicht Einzelausstellungen, „denn von denen gibt es in Irland ohnehin sehr viele.“ Sein Augenmerk habe auf thematischen Ausstellungen gelegen – auf der Schau „Cooling out“ über Paradoxien des modernen Feminismus zum Beispiel, die just in die hierzulande aufkeimende Eva-Hermann-Diskussion fiel. „Mit Landschaftsdarstellungen, mit Mystizismus in der zeitgenössischen Kunst hat er sich in anderen Ausstellungen beschäftigt, und leugnet nicht, dass dies Themen sind, die besonders gut zur irisch-britischen Mentalität passen. „Wir machen die Ausstellungen ja nicht im luftleeren Raum“, sagt der freundliche, zurückhaltende gebürtige Würzburger, der gar nicht recht sagen kann, warum er eigentlich aus Irland weg will.

Auch über das künftige Hannoversche Programm möchte er sich noch nicht äußern. Vorerst sagt er nur so viel: „Mich interessieren gesellschaftliche und philosophische Fragen“. Neue Medien – nicht so sehr; besonders, weil er sie so neu gar nicht mehr findet. Und ob er dereinst in Hannover eine spektakuläre Präsentation moderner irischer Kunst zeigen wird – er verrät es nicht. Denkbar und nahe liegend wäre es aber zweifellos. PS