Kindertour durch 100 Jahre Berlin

Wie sich das mobile Leben der Menschen in einer Stadt entwickelt hat und was das für die Umwelt bedeutet, ist nicht nur für Erwachsene interessant. Das Deutsche Technikmuseum eröffnet am Samstag eine Ausstellung eigens für Kinder

Rund um den Platz fahren Kinder auf Rollerskates, reiten auf einem Pferdesimulator oder sitzen hinterm Steuer eines Autos. Die Zweitklässler, die als Testgruppe bereits vorab die Ausstellung „Am Heinrichsplatz – Ein Spielplatz zur Zukunft der Automobilität“ ausgiebig erkunden, haben ihren Spaß. Speziell und ausschließlich für Kinder zwischen vier und zehn Jahren hat das Deutsche Technikmuseum die Ausstellung rund um den imaginären Platz konzipiert. Auf 120 Quadratmetern können sie unter pädagogischer Anleitung erkunden, wie sich das mobile Leben der Menschen in einer Stadt wie Berlin seit der Zeit um 1900 bis heute entwickelt hat und was das für den Alltag und die Struktur einer Stadt bedeutet.

Aus vorgefertigten Teilen können die Kinder zunächst den Heinrichsplatz und seine Umgebung bauen: Da gibt es eine hundert Jahre alte Kopfsteinpflasterstraße mit großer Stallanlage und gleich daneben eine moderne Straße mit Tankstelle und Autos. Pferdekutschen fahren neben Trams, Dampfloks neben ICE-Zügen.

In einem zweiten Schritt geht es ums Erkunden: Neun sogenannte Themeninseln, allesamt hinter den aufklappbaren Fassaden von Häusern am Straßenrand, widmen sich den verschiedenen Techniken und Arten der menschlichen Fortbewegung in Vergangenheit und Gegenwart. Bilderbücher zeigen typische Alltags- und Verkehrssituationen der jeweiligen Zeit, Filme mit Originalaufnahmen machen das Geschehen lebendig. Der Audiobegleiter „Spatz vom Heinrichsplatz“ kommentiert das Ganze. In feinstem Berlinerisch erzählt er Geschichten.

Am Heinrichsplatz selbst erklären die Mentoren den Kindern, wie Strom hergestellt wird, woher das Benzin kommt und welche Auswirkungen die unterschiedlichen Formen von Mobilität auf die Umwelt haben. Das können sie auch selbst testen: Sie können Erdöl riechen, ein kleines Solarauto zum Fahren bringen oder mit Luftpumpen das Modell eines dampfbetriebenen Motors in Bewegung bringen. Zum Abschluss können die jungen Besucher malen, basteln und erzählen, wie sie sich das mobile Leben rund um den Heinrichsplatz in der Zukunft vorstellen.

Auf eineinviertel Stunden ist die erlebbare Ausstellung nur für Kinder ausgelegt. Die Erwachsenen werden gleich am Eingang daran gehindert, den Spielplatz zu betreten. „Erwachsenenbremse“ nennt Peter Wellach das. Er ist Geschäftsführer von id3d-berlin, die die Ausstellung entwickelt hat. Dass Kinder ganz gut ohne ihre Eltern sein können, hat Wellach in einer vergleichbaren Ausstellung in Mannheim erfahren. „Die Kinder sind stark in die Geschichten eingebunden, sie lernen voneinander und finden normalerweise problemlos zueinander.“ Außerdem können sie sich später mit ihren Eltern austauschen, denn die haben ihre eigene Ausstellung zur Entwicklung von Mobilität. Sie läuft unter dem Titel „neuStart – Mobil ohne Öl? Eine Ausstellung aus der Zukunft der Automobilität“ bereits seit dem 9. November.

KRISTINA SIMONS

Am Samstag feiert das Museum die Eröffnung der Ausstellung. Von 10 bis 18 Uhr können Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren (ausnahmsweise) einen Erwachsenen kostenlos mitnehmen. Die Ausstellung läuft bis 16. März 2008