Die Musiziererin

Musizieren – das sei so etwas wie seelisches Zähneputzen, sagt Eva Frank-Bleckwedel. Sie spielt in ihrer Freizeit Saxofon und Klavier. Das hat sie bitter nötig, denn sie arbeitet mit mit Krebspatienten, psychisch Kranken, Schlaganfall- und Wachkoma-Patienten.

Die sind oft verzweifelt angesichts einer schlimmen Diagnose und können schwer umgehen mit dem, was Körper und Seele da tun. Und auch wenn Musiktherapie keine Zauberformel ist: Messbare Linderung kann sie doch bringen: „Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Operationen weniger Narkosemittel gebraucht wird, wenn die Patienten Musik hören“, sagt Eva Frank-Bleckwedel, die das Musiktherapeutische Institut der Hamburger Hochschule für Musik und Theater leitet.

Doch solche quantitativen Erhebungen seien selten. „Primär geht es nicht ums Medizinische, sondern darum, dass Menschen ihre Krankheit verarbeiten und Gefühle ausdrücken, die sie noch nicht in Worte fassen können.“ Zum Beispiel, indem sie auf einfachen Schlag- und Saiteninstrumenten spielen.

Musiktherapie bestehe aus aktivem Musizieren und passivem Hören, sagt Frank-Bleckwedel. Und sie berühre jeden anders. „Manche Menschen schlafen bei Marschmusik gut ein. Andererseits hatte ich mal eine Krebspatienten-Gruppe, die auf Mozart ausgesprochen aggressiv reagierte. Offenbar entsprach diese Musik nicht ihrer Situation“, erzählt sie.

Dies herauszufinden und überhaupt das Potenzial von Musiktherapie zu ergründen, ist Ziel eines neuen Gemeinschaftsprojekts der Hamburger Musikhochschule und des dortigen Universitätsklinikums. Geplant ist, Studenten auszutauschen und Theorie und Praxis besser zu verknüpfen. Vielleicht, hofft Frank-Bleckwedel, bringe das etwas mehr Akzeptanz für ihren Beruf. Denn eine anerkannte Heilmethode sei die Musiktherapie bislang nicht. „Nur die wenigsten Krankenkassen erstatten die Kosten.“ PS