die anderen über die verhungerte lea-sophie in schwerin
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Der Berliner Tagesspiegel schreibt: Die einfachste Maßnahme wären verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen für alle Vorschulkinder. Garantieren sie, dass nie wieder ein Kind verwahrlost, misshandelt wird oder gar stirbt? Nein, aber sie verringern die Wahrscheinlichkeit. Ersetzen sie weitere Maßnahmen wie schärfere Gesetze für Jugendämter? Nein, aber das eine zu tun, bedeutet nicht, das andere lassen zu müssen. Sind sie der Einstieg in einen Gesundheitsüberwachungsstaat? Nein, schon jetzt sind fast alle Eltern mindestens einmal pro Jahr mit ihrem Kleinkind beim Arzt. Diesen Besuch zur Pflicht zu machen, würde nur all jene treffen, die etwas zu verbergen haben.

Wer dagegen jetzt immer noch nörgelt, bewirkt faktisch nur eins: Dass sich gar nichts ändert, dass morgen wieder das Schicksal einer Lea-Sophie uns empört, aufrüttelt und tatenlos gelassen hat.

Die Frankfurter Allgemeine meint: Der Eltern-Führerschein ist in Deutschland noch nicht eingeführt. Da wir in einem freien Land mit freien Bürgern leben, ist das auch besser so. Aber ein Kind zu achten und zu lieben, ihm zu essen und zu trinken zu geben, es wettergerecht zu kleiden und altersgemäß zu beschäftigen, ein Kind zu erziehen und als eigenständiges Wesen anzuerkennen - das kann man lernen.

Wieder einmal hatten es eine Mutter und ein Vater nicht gelernt, dieses Mal in Schwerin. Wieder einmal ist ein Kind, dieses Mal die fünfjährige Lea-Sophie, der Nachlässigkeit überforderter Eltern zum Opfer gefallen. Und wieder einmal haben wir nicht richtig hingesehen. Wir? Dem Jugendamt allein jetzt Nachlässigkeit vorzuwerfen, wie es am Donnerstag im Laufe des Tages immer mehr in Mode kam, greift jedenfalls zu kurz.