Kalter-Krieg-Stimmung bei Olympia

ABGEORDNETENHAUS II Der Streit über die Olympia-Bewerbung spitzt sich kurz vor der Standortentscheidung auch im Parlament zu

Das Thema stand gar nicht auf der Tagesordnung, aber Olympia hat vier Tage vor der Entscheidung über die deutsche Bewerberstadt auch die Abgeordnetenhaussitzung an diesem Donnerstag geprägt – am krassesten in einem Beitrag von CDU-Mann Christian Goiny. Der hielt in einer Debatte über den Nachtragshaushalt der Linken-Sportpolitikerin Gabriele Hiller vor, sich in eine Olympia-Ablehnung hineinzusteigern. Und fügte im Kalter-Krieg-Vokabular hinzu: „Sie sind ja nur für Olympische Spiele, wenn Sie bei Ihren sozialistischen Waffenbrüdern in Moskau stattfinden.“

Zuletzt hatte bereits der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) im Parlament Kritik an Hiller geübt, weil sie bei einem Olympia-Bürgerforum Störer beklatscht hatte.

Der Grünen-Abgeordnete Benedikt Lux wiederum wollte von Sportsenator Frank Henkel (CDU) wissen, ob der die Innenausschusssitzung am Montag – mit der wichtigen Entscheidung über das Polizeigesetz – sausen ließ, um sich fürs Finale der Olympia-Entscheidung coachen zu lassen. Henkel wird am Sonntag und Montag in Frankfurt bei Sportverbänden und dem Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds abschließend Berlins Konzept präsentieren. Henkel wies das zurück. „Es handelte sich mitnichten um ein Coaching“, sagte er. Vielmehr soll es in einem Olympia-Lenkungsausschuss um Vorschläge der für die Bewerbung engagierten Agentur gegangen sein.

Grünen-Finanzpolitiker Jochen Esser ließ durchaus Sympathien für die Spiele erkennen, die für ihn bloß nicht bezahlbar sind. „Es kann sein, dass Olympia einen Mehrwert für die Stadt generiert, so wie die Fußball-Weltmeisterschaft 2006“, räumte der Grüne ein. Das Problem sei aber, dass Berlin diesen Mehrwert vorfinanzieren müsse. Weil ungeklärt ist, wie viel von den vom Senat genannten Kosten von 2,5 Milliarden der Bund oder die Wirtschaft übernimmt. In Vorkasse zu gehen aber wäre für Esser ein Rückfall in unselige Verschuldungszeiten und für ihn nicht zu verantworten. Sein Fazit lautete darum: „Im Moment ist das nur ein Traum, um nicht zu sagen: eine Illusion.“

STEFAN ALBERTI