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SCHEISS-SYSTEM – WEG MIT DEM? VIELLEICHT IST DIE FERNSEHQUOTE DOCH NICHT SO SCHLECHT WIE IHR RUFErst der „Werbe-Check“, dann der Hirschhausen

JÜRN KRUSE

Die Quote ist doof. Hab ich in der aktuellen Ausgabe der Zeit gelernt. Spitzenmoderator Eckart von Hirschhausen findet auch, dass die Quote doof ist und dass sie nichts im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu suchen habe. Ich finde ja, dass Eckart von Hirschhausen auch nichts im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu suchen hat. Aber bleiben wir bei der Quote: Denn manchmal ist sie auch ein richtig schönes Instrument, um richtig unschönen Mist zu entlarven: den „Werbe-Check“ im Ersten zum Beispiel.

Der läuft montags um 20.15 Uhr. „Große Werbeversprechen: Was stimmt? Was ist übertrieben? Wo lügt Werbung? Wir checken es, objektiv und ergebnisoffen“, heißt es zu Beginn. Kann ich mit Tesa-Klebeband tatsächlich eine Waschmaschine an einer Wand aufhängen? Schützt die Elmex-Zahnpasta wirklich schmerzempfindliche Zähne? Kann das Duftding fürs Auto den Gestank von drei schwitzenden Männern überdecken, die auch noch fettigen Mc-Donald’s-Fraß in sich hineinstopfen? Und führen spezielle Kondome zu geilerem Sex? „Er kann länger, sie kommt schneller, verspricht Durex – ob’s klappt?“

Schnell in die Fußgängerzone, ein paar Testerinnen und Tester gesucht und gefunden, dazu gerne noch ein Experte, und dann wird die betreffende Firma mit den Ergebnissen konfrontiert. Das Besondere: Die Versprechen werden nicht hintereinanderweg geprüft, sondern miteinander verschränkt – wie ein Episodenfilm. So warten die Zuschauerinnen und Zuschauer länger auf die Ergebnisse der Tests. Doku-Thriller made by SWR: erst ein bisschen Zahnpasta, dann ein bisschen Hotels gecheckt, dann wieder Zahnpasta, dann wieder Hotels, dann Auto-Scheinwerfer, dann weggezappt.

Das Ganze soll wahrscheinlich was für die junge Zielgruppe sein. Also zumindest für die junge Zielgruppe, die noch nicht mitbekommen hat, dass der gleiche pseudowissenschaftliche Quatsch seit zweihundert Jahren um kurz nach sieben bei ProSieben läuft und dort „Galileo“ heißt.

Was das mit Quote zu tun hat? Erstens: Dass der „Werbe-Check“, dieser zu einer stinklangweiligen Dreiviertelstunde aufgefurzte Ballon, zur Primetime in der ARD fliegen gelassen wird, können die Verantwortlichen gar nicht anders begründen als mit einem überschwelligen Hinweis auf die Quote. Und zweitens ist die Quote mies: Schauten bei der Premiere noch 7,9 Prozent der 14- bis 49-Jährigen zu (das sind bei der ARD die jungen Hüpfer, und von denen fast 8 Prozent zu erreichen ist ein Primawert für die Öffentlich-Rechtlichen), waren es eine Woche später nur noch 5,1 Prozent. Weniger als der Senderschnitt. Wenn nun also der Waschmaschinen-Kondom-Zahnpasta-Werbe-Test aus dem Programm fliegt, weil die Zahlen enttäuschend sind, dann: Danke, Quote! Und herzlichen Glückwunsch, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer! Das System funktioniert.

DIE FÜNFTAGEVORSCHAU | KOLUMNE@TAZ.DE

MontagBarbara DribbuschSpäter

DienstagDeniz YücelBesser

MittwochMartin ReichertErwachsen

DonnerstagMargarete StokowskiLuft und Liebe

FreitagHeiko WerningTiere

Anschließend müssten nur noch weniger Leute bei den Shows von Eckart von Hirschhausen reinschauen, dann wird endlich alles wieder gut zwischen den Menschen in Deutschland und ihrem öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

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