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Lateinamerika-Filmtage

Die 22. Lateinamerika-Filmtage beginnen heute im Kino 3001. 10 Filme aus 7 Ländern gibt es zu sehen, drei davon mit dem Fokus auf die so genannten UreinwohnerInnen.

Herz des Himmels, Herz der Erde, Regie: Frauke Sandig und Eric Black

Sechs gebildete junge Menschen aus verschiedenen Maya-Gruppen aus Chiapas und Guatemala lassen sich in ihrem Alltag filmen, sprechen über ihre Kosmovision, mit der sie an die legendäre Sternenkunde der alten Maya anknüpfen – und über ihren Widerstand gegen die Ausbeutung der Erde. Dabei basiert ihre Vorstellung von Gesellschaft und Natur gerade nicht auf einer vermeintlich authentischen Überlieferung. Sie sprechen über ihre Erfahrungen mit der Militärdiktatur in Guatemala, die Auseinandersetzungen mit internationalen Konzernen, die mit Genmais die Vielfalt der Maisarten bedrohen, die Erfahrungen aus der Erhebung der zapatistischen Guerilla EZLN fließen ein.

Und dann der Regen!, Regie: Icíar Bollaín

Die Regisseurin aus Spanien hat hier drei Handlungen ineinander unterhaltsam verschachtelt: Ein junger Regisseur will einen Film über Christoph Kolumbus als gewalttätigen Eroberer und Wegbereiter der Ausbeutung drehen. Sein Produzent sucht Bolivien als Drehort aus: Weil dort die Produktionskosten sehr niedrig sind. Der Film spielt 2001, als die weiße Oligarchie noch glaubte, unter Ausschluss der indigenisierten Bevölkerungsmehrheit jedes gewinnbringende Projekt durchsetzen zu können. Aber die wehrt sich, in Cochabamba tobte der „Wasserkrieg“ – gegen die Privatisierung der Wasserversorgung, auf die bald massive Preiserhöhungen folgten. Die Privatisierung musste zurückgenommen werden. Die Straßenkämpfe wirken sich auch auf den Dreh des Historienfilmes aus, Komparsen, die eben noch Opfer spanischer Konquistadoren mimten, werden bei ihren Protesten gegen die Privatisierung von Polizei und Militär verfolgt. Einer der Anführer des realen Protestes von 2001 ist mittlerweile sehr zum Missfallen der Oligarchie der erste nicht-weiße Präsident Boliviens: Evo Morales.

Zona Sur, Regie: Juan Carlos Valdivia

Der junge bolivianische Regisseur zeigt eine Familie der weißen Oberschicht in ihrem Haus, in ihrem Alltag. Eine resolute Mutter mit drei Kindern. Alles im Haus sieht nach Europa aus. Mit aller Selbstverständlichkeit soll für die Mutter und ihren älteren Sohn das Leben voller Privilegien weitergehen. Ein Höhepunkt des Filmes ist, als eine Frau im Outfit der indigenisierten kleinbäuerlichen Bevölkerung sich als knallharte Geschäftsfrau entpuppt, die über mehr Geld verfügt als die Mutter der Oberschichtfamilie. Sie ist alles andere als eine „edle Wilde“. Auch wenn der Film streckenweise etwas hölzern gespielt ist, vermittelt er einen spannenden Einblick in die gesellschaftlichen Veränderungen in Bolivien, dem südamerikanischen Land mit dem höchsten Anteil indigenisierter Bevölkerung. Gaston Kirsche

Do, 2. 12 – Mi, 14. 12; 3001 Kino, Schanzenstraße 75 (im Hof). Infos: www.3001-kino.de/lateinamerika-filmtage

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