„Später will ich Lehrerin werden“

Die Familie der neunjährigen Alia stammt aus der Umgebung der syrischen Hauptstadt Damaskus. Nach der Flucht vor den Kämpfen lebt die Famlie heute im Norden des Landes. Es folgt ein Bericht von Alia:

Ich heiße Alia und ich gehe in die vierte Klasse. Eigentlich müsste ich in der fünften Klasse sein, aber als ich mit meiner Familie aus unserer Stadt geflohen bin, sind wir ein Jahr lang von einem Ort zum anderen gezogen und ich konnte nicht in die Schule gehen.

Dort, wo ich früher wohnte, wurde geschossen. Eines Tages ging ich in die Schule und plötzlich fingen sie an, die Schule anzugreifen. Die Schule arbeitete in zwei Schichten und ich war in der zweiten Schicht. Also war es nachmittags, als ich unterwegs in die Schule war, als ich sah, wie der Angriff losging. Ich rannte schnell nach Hause, weil ich Angst hatte, aber die meisten meiner Freunde waren schon in der Schule und an dem Tag sind zehn Kinder gestorben.

Danach sind wir nicht mehr in die Schule gegangen und dann ist die Schule geschlossen worden und wir hatten keinen Unterricht mehr.

Wir waren in so vielen Orten, dass ich mich nicht mehr an alle erinnern kann. In der Zeit bin ich nicht zur Schule gegangen. Ich bin immer sehr gerne in die Schule gegangen, um etwas zu lernen, und ich wollte mit dem Unterricht weitermachen, aber das war nicht möglich.

Schließlich sind wir in dieser Stadt hier angekommen und ich konnte wieder in die Schule gehen. Ich mochte meine alte Schule und hatte einen netten Lehrer und viele Freundinnen: Mary, Sally, Bayan, Rama und Besan. Jetzt treffe ich nur noch eine von ihnen, Besan, weil sie hier mit mir in die Schule geht. Ich weiß nicht, wo die anderen sind oder was mit ihnen geschehen ist.

In meiner alten Schule hatte ich immer gute Noten, ohne viel dafür zu arbeiten, und jetzt, wo ich wieder in die Schule gehe, sind meine Noten wieder gut. Ich freue mich, dass ich wieder lernen kann. Den Arabischunterricht mag ist am liebsten, weil das für mich leicht ist. Mir gefällt diese neue Schule, weil sie einen Pausenhof hat, wo ich mit meinen Freundinnen Fußball spielen kann.

Später möchte ich einmal Lehrerin werden. Ich wünsche mir auch, dass in Syrien keine Leute mehr verletzt werden und wir in Frieden leben können. Ich würde auch gerne reisen und meine Tante besuchen, um meine Cousins und Cousinen zu sehen. Ich habe sie seit über einem Jahr nicht mehr gesehen und vermisse sie sehr. Quelle: Oxfam