Funktionäre mit Mut zum Risiko?

OLYMPIA-UMFRAGE

Gegen die internationale Konkurrenz hat der DOSB nur mit Berlin eine Chance

Man kann viel spekulieren und mutmaßen, wie nun was gegeneinander abzuwägen ist. Wer die besseren Sportstätten hat, wer den besseren Nahverkehr, wer mehr Hotels: Hamburg oder Berlin? Aber die eigentliche Frage seit der Veröffentlichung der Umfragewerte zur Olympia-Unterstützung am Dienstag ist eine andere: Sind die neun Präsidiumsmitglieder des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) bereit, für Olympische Spielen in Deutschland 2024 ein Risiko einzugehen, wenn sie sich am Montag entscheiden?

Sind sie es nicht, dann werden sie sich für Hamburg aussprechen. 64 Prozent Zustimmung für eine Bewerbung in der Hansestadt: Da kann fast nichts mehr schiefgehen bei dem Bürgerentscheid, der im Herbst einem Zuschlag folgen würde. Das Problem ist bloß: Legt sich das Präsidium auf Hamburg fest, war’s das mit der deutschen Olympia-Chance. Denn die europäischen Konkurrenten heißen Paris und Rom, nicht Lyon oder Neapel. Und Boston als US-Bewerber ist zwar auch nicht Hauptstadt, aber viel bekannter als Hamburg.

Gegen diese Konkurrenz hat der DOSB nur mit Berlin eine Chance. Sich darauf festzulegen beinhaltet aber definitiv ein Risiko. Nur 55 Prozent der Berliner Bevölkerung unterstützten bei der Forsa-Umfrage unter je 1.500 Stadtbewohnern eine Bewerbung. Zieht man Messungenauigkeiten ab, bleiben 52. Es lässt sich nicht auszublenden, dass die im Falle einer Zusage für den 13. September angesetzte Bürgerbefragung keine Mehrheit bringen könnte. Das hieße, dass der DOSB zwei Tage vor Bewerbungsschluss beim Internationalen Olympischen Komitee ohne Bewerber dasteht. Wie peinlich!

Aber mehr als verletzter Stolz steht nicht auf dem Spiel, weil Hamburg international sowieso keine Chance hat. Darum haben die DOSB-Oberen am Montag zwar zwei Bewerber, aber eigentlich keine Wahl. STEFAN ALBERTI

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