unterm strich
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Als sich die Popgruppe Palais Schaumburg im Jahre 1981 in ihrem Song „Wir bauen eine neue Stadt“ über Fortschrittsoptimismus lustig machte, ahnte sie nicht, dass die Ära des Sozialdemokratismus so schnell vorbei sein und das Alte und Uralte so nachhaltig & fröhlich Urständ feiern würden. Am Montag erreichte diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt, als Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD!) den „Startschuss“ zum „teilweisen“ Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses mit historischer Fassade und Kuppel gab. Tiefensee blies die Fanfare und sprach von „einem der bedeutendsten kulturellen Bauvorhaben Deutschlands“. Die Bauzeit soll ab 2010 vier Jahre betragen. Für das so genannte Humboldt-Forum, das ist die aktuelle, an die Namensgebung von Shopping Malls erinnernde Bezeichnung für den einstigen Stadtsitz der Hohenzollernbande, werden jetzt die Ausschreibungsunterlagen für den Architektenwettbewerb versandt. In der Jury sind unter anderem die Architekten David Chipperfield und Giorgio Grassi vertreten.

Ein sozialdemokratisches Verhältnis zum politischen Film pflegt hingegen weiterhin die Berlinale: Der griechisch-französische Regisseur Constantin Costa-Gavras wird Präsident der Internationalen Jury der Berlinale 2008. „Seine Arbeit vereint Gesellschaftskritik und große Kunst“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.

Auch beim Springer-Verlag will man an alte Zeiten anknüpfen, nämlich an „die Tradition des literarisch-funkelnden Boulevards in Berlin“, sagt Walter Mayer, Chefredakteur B.Z. Zu diesem Behufe wurde Benjamin von Stuckrad-Barre, 32, verpflichtet: Er wird ab 2008 als Autor exklusiv für Springer-Zeitungen tätig sein, nämlich B.Z., Welt und Welt am Sonntag.