Kein Streik bis Montag

Im Tarifkonflikt mit der Bahn lädt die GDL den Vorstand zu einer einmaligen Verhandlungsrunde am Montag

BERLIN taz ■ Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn hat die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) dem Bahnvorstand eine einmalige Verhandlungsrunde am kommenden Montag angeboten. Dabei solle dem Vorstand nochmals Gelegenheit gegeben werden, zu erklären, ob er der GDL einen eigenständigen Tarifvertrag zugestehe, erläuterte Gewerkschaftschef Manfred Schell am Montag. Tue er dies nicht, bleibe der GDL nur der Arbeitskampf. Entschieden sei aber noch nicht, ob ein solcher Streik ein unbefristeter wäre. Bis zum kommenden Montag schloss Schell Streiks aus. Die GDL fordert einen eigenständigen Tarifvertrag für das Fahrpersonal und bis zu 31 Prozent mehr Lohn. Bahnchef Hartmut Mehdorn lehnt dies kategorisch ab.

Das neue Tarifangebot, das Mehdorn der GDL in der vergangenen Woche unterbreitete, bezeichnete Schell als nochmalige „Mogelpackung“. Dieses Scheinangebot gehe nicht über die bisherigen Angebote hinaus, die die mit anderen Gewerkschaften vereinbarten Tarifsteigerungen um 4,5 Prozent sowie die Bezahlung von Mehrarbeit beinhalteten. Dass die GDL dieses Angebot nicht schon in der vergangenen Woche zurückwies, begründete Schell damit, dass der Bahn noch einmal Gelegenheit gegeben werden sollte, zur Besinnung zu kommen. Zudem habe der GDL-Vorstand das weitere Vorgehen mit den Gremien der Gewerkschaft abstimmen wollen.

Innerhalb der GDL habe es Stimmen gegeben, sofort einen unbefristeten Streik auszurufen, so Schell. „Wir können länger streiken, als es Deutschland lieb sein kann.“ Im GDL-Hauptvorstand und in der GDL-Tarifkommission habe es keine Stimme gegeben, die darauf gedrängt habe, auf einen eigenständigen Tarifvertrag zugunsten einer deutlichen Gehaltssteigerung zu verzichten.

Die Bahn zeigte sich erleichtert über die Entscheidung der GDL. Sie sei sicher, dass beide Tarifpartner nun einen Kompromiss finden könnten, sagte Personalvorstand Margret Suckale. Zugleich beharrte sie darauf, dass das einheitliche Tarifwerk im Konzern nicht gefährdet werden dürfe. Mehdorn sagte, die Bahn habe alles getan, um den Lokführern größtmögliche Selbstständigkeit zu geben. Die Lokführergewerkschaft könne aber nur dann einen eigenständigen Tarifvertrag bekommen, wenn er sich ins gesamte Tarifwerk des Konzerns einfüge. RICHARD ROTHER