Peinlicher Murks am Fehmarnbelt

SUNDTUNNEL Kein Geld für zusätzliche Verbindung. Initiativen fordern Evaluation des Gesamtprojekts

Es sei „unverantwortlich, Milliarden im Ostseesand zu vergraben“, findet Konstantin von Notz, grüner Bundestagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein. Die Idee eines Tunnels unter dem Fehmarnsund hält er für nicht finanzierbar. Fehmarns Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt (parteilos) hatte diese Verbindung zwischen Insel und dem ostholsteinischen Festland gefordert. Sonst würde Fehmarn nach Fertigstellung eines Tunnels unter dem Fehmarnbelt nach Dänemark ein Verkehrschaos drohen.

Die 48 Jahre alte zweispurige Sundbrücke würde dann zum Nadelöhr mit langen Staus auf beiden Seiten (taz berichtete). Nach Ansicht des Grünen sind die deutschen Planungen für Straßen und Schienen zwischen Fehmarn und Lübeck „ein einziger, peinlicher Murks“. Die Kosten dafür beliefen sich auf mindestens 1,7 Milliarden Euro – ohne den mindestens 300 Millionen Euro teuren zusätzlichen Sundtunnel. „Woher die Mittel für das finanziell vollkommen aus dem Ruder gelaufene Projekt kommen sollen, steht weiterhin in den Sternen“, so von Notz.

Die schwarz-gelbe Landesregierung will sich nach eigenen Angaben hingegen dafür einsetzen, dass ein Sundtunnel im nächsten Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt wird. „Am Fehmarnsund wird der Fehmarnbelt nicht scheitern“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jörn Arp. Die Opposition sieht darin ein Wahlkampfmanöver vor der Landtagswahl am 6. Mai nächsten Jahres.

Die Allianz gegen eine feste Fehmarnbeltquerung haben unterdessen „eine umfassende Neubewertung des Großprojektes“ gefordert. Sie erwarten ein Konzept für eine „unabhängige Projektevaluation inklusive aller aktuellen Gutachten durch eine neutrale Institution“.

Malte Siegert, Sprecher der Allianz, befürchtet jedoch, dass die Landesregierung ein solche Untersuchung verhindern wolle. Im Hinblick auf den Landtagswahlkampf bestehe „die Gefahr einer Weichspülung“ des Themas, so Siegert. SVEN-MICHAEL VEIT