unverbremt
: Kulinarischer Standortvorteil

Obwohl in Bremen, von der Weser aus betrachtet, vom Grundsatz her alles besser ist als in Hamburg, muss man den ElbanrainerInnen eines offenbar zugestehen: Die dortigen Knastis sind besser drauf. Die Insassen der JVA Fuhlsbüttel jedenfalls betätigen sich mit zunehmenden Erfolg als „kreative Zellen“. Sie entwickeln Ausbrecher-Brettspiele und Memorys mit Häftlings-Tatoos, die man unter www.santa-fu.de weltweit bestellen kann. Ihr jüngster Marketing-Coup heißt „Huhn in Handschellen“: ein Kochbuch. Trösten wir uns damit, dass mit der Edition Temmen eine bremische Institution wenigstens am ökonomischen Mehrwert der Angelegenheit beteiligt ist. Wobei ein Teil des Erlöses an die Opfer-Hilfsorganisation „Weisser Ring“ fließt.

Zu den „Original-Rezepten, die auch in Freiheit schmecken“, gehört neben dem erwähnten Geflügel auch „Paprika Granata“, der Löwenzahn-Salat „Frisch vom Gefängnishof“ und die Kategorie UBOs, unbekannte Brat-Objekte. Nun kann man trefflich kritisieren, dass sich hier drei Hamburger Werbefirmen auf Knastticket austoben. Aber: Der Initiator des Kochbuchs, Oliver P., kann auf eine reale Haftstrafe verweisen, ebenso auf improvisationsfördernde Kochumstände: Pro Trakt ein Herd und ein Topf. Damit ist er ziemlich weit gekommen.

Dem Bundespräsidenten scheint’s jedenfalls zu schmecken, er hat den Hamburger Knast gerade zum „Ort“ im „Land der Ideen“ ernannt, womit Deutschland gemeint ist. Die BremerInnen dürfen sich dafür darauf freuen, dass 2008 unter anderem ihre „Jacobs University“ zum „Ideenort“ geadelt wird. Und die klingt ja auch irgendwie kulinarisch orientiert. HB