„Ich will Bilderstürmerin sein“

VORBILD Angela Davis studierte bei Adorno, traf Honecker und wurde unter den Achtundsechzigern das Gesicht des guten Amerika. Heute ist sie Professorin, spricht vor Occupy-Camps und wundert sich über Angela-Davis-T-Shirts

■ Die Ikone: Davis, 1944 im US-Bundesstaat Alabama geboren, kam als Jugendliche in Kontakt mit kommunistischen Gruppen, studierte in den USA bei Herbert Marcuse und dann in Paris und Frankfurt am Main. Im Jahr 1967 kam sie in die USA zurück und war in der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung aktiv, kurz Mitglied der Black Panther Partei und später der Kommunistischen Partei, aus der sie 1991 austrat. Heute arbeitet sie – mittlerweile emeritiert – als Professorin. Sie beschäftigt sich besonders mit dem Zusammenhang von Gefängnissen und Rassismus und dem Kampf gegen die Todesstrafe.

■ Die DDR-Besucherin: Von 1970 bis 1972 wurde Angela Davis in den USA inhaftiert. Ihr wurde unter anderem Verschwörung vorgeworfen, im Prozess wurde sie jedoch in allen Punkten freigesprochen. Die „Free Angela“-Kampagne nach ihrer Festnahme griff schnell auf andere Länder über. Besonders in der DDR wurde Solidarität befohlen, Tausende schickten Postkarten mit Sonnenblumen und später mit Rosen („Eine Million Rosen für Angela Davis“) ins Gefängnis. Während der siebziger und achtziger Jahre besuchte Davis mehrfach die DDR, von Erich Honecker empfangen, und wurde Ehrenbürgerin von Magdeburg.

INTERVIEW JAN FEDDERSEN
FOTOS WOLFGANG BORRS

Der Brief kam von der Ethecon Stiftung Ethik und Ökonomie, die nicht so sehr bekannt ist, aber ihren diesjährigen Blue-Planet-Preis einer Berühmtheit verleihen wollte: Angela Davis, und ja, sagte eine Sprecherin, sie komme wirklich nach Berlin. Ein! Ereignis! Angela Davis! Jüngere Kollegen gucken fragend: Angela? Wer?

Angela Davis erscheint auf die Minute pünktlich, mit Dreadlock-Frisur, ihre Finger sind johannesbeerrot lackiert, sie trägt eine blaue Bluse und wirkt in ihren Endsechzigern frisch und agil. Eine ältere Dame? Nichts könnte sie falscher beschreiben. Die US-Bürgerrechtsaktivistin und emeritierte Professorin spricht in einem Saal im Berliner Regierungsviertel. Der Himmel ist grau, es nieselt sacht. In der Nachbarschaft tagen aufgeregt die Innenminister von Bund und Ländern zu den neonazistischen Morden.

Eine Viertelstunde, mehr könne man leider am Rande der Pressekonferenz nicht für ein Gespräch einräumen, hatten die Veranstalter gesagt. Angela Davis nimmt Platz, vor sich ein Mobiltelefon, später zeigt sie noch ihr iPad. Sie ist, das steht schon mal fest, was das Handtaschenmobiliar anbetrifft, up to date.

Angela Davis: Wie viel Zeit haben wir?

sonntaz: 15 Minuten.

Oh, okay, gut.

Neben uns sitzt eine Dolmetscherin, für den Fall des Falles. Ich frage auf Deutsch, Angela Davis hat, als sie als junge Stipendiatin Mitte der Sechziger nach Frankfurt am Main kam, Deutsch zu lesen gelernt, Adorno, Marcuse. Sie antwortet auf Englisch.

Wie ist es für Sie, wieder in Deutschland zu sein?

(Lacht) Ich wünschte, das Wetter wäre besser. Letztes Mal, voriges Jahr im Juni, war es überragend, es war so hübsch. Aber, okay, es ist jedenfalls schön, wieder hier zu sein.

Sie sind berühmt, Sie reisen viel, Sie kommen in der Welt herum. Können Sie die Plätze noch sehen, die Sie besuchen? Sagen: Oh, das ist aber hübsch hier?

Ich versuche es, ja, ich versuche es wirklich. So viel wie möglich möchte ich aufnehmen. Jetzt fuhr ich mit einer Frau aus Düsseldorf durch Berlin. Sie meinte, ich würde Berlin viel besser als sie selbst kennen. Ich sagte zum Beispiel, da ist ja das Brandenburger Tor. Sie meinte, nein, das ist es nicht. Ich erwiderte, aber das ist es sehr wohl.

Sie kennen Berlin schon lange?

Mein erster Trip hierher war 1965, glaube ich, aber es war nicht mein letzter. Ich habe die Entwicklung hier schon mitbekommen.

Und was hat sich geändert? Ist es heute farbiger als in den Sechzigern? War es nicht eine eingeschlossene Stadt damals?

Ja, das war sie. Man konnte noch viele Kriegsruinen sehen. An was ich mich erinnere, ist, dass man in den Ostsektor über den Checkpoint Charlie einreisen musste. Und das wollte ich unbedingt, die Gesammelten Werke von Marx und Engels kosteten in Ostberlin ungefähr nur eine Mark pro Band. Ich kaufte sie alle – und habe sie noch immer zu Hause in Oakland in meiner Bibliothek stehen.

Hatten Sie, als Sie in Frankfurt am Main studierten, ein Bewusstsein dafür, dass Ihr Land Deutschland vom Nationalsozialismus mit befreit hat? Waren Sie stolz, Amerikanerin zu sein?

Ich möchte es so beantworten: Ich bin in einer grundsätzlich antifaschistischen Familie aufgewachsen. Aber dieser Antifaschismus schloss Antirassismus mit ein. In den USA kam es uns auf die VV-Kampagne an – V wie Victory, Sieg, über den Faschismus in der Ferne, aber als zweites V auch der Sieg über den Faschismus in der Heimat. Als ich Deutschland besuchte, war ich nicht sehr stolz auf die US-Regierung, im Gegenteil. Natürlich war ich froh, dass in Deutschland kein Nationalsozialismus mehr war, aber ich konnte doch deutlich spüren, wie sehr der Rassismus noch fortlebte.

Zu dieser Zeit noch, als es noch kaum sogenannte Ausländer in der Bundesrepublik gab?

Ja, ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie es war, mir ein Zimmer als Studentin zu organisieren. Die Botschaft von allen Vermittlungsagenturen lautete immer gleich: Wir bedauern, aber wir finden keine Räume für Ausländer.

Galt diese Ablehnung Ausländern überhaupt oder vor allem Dunkelhäutigen?

Sie sprachen von Ausländern, aber es war ja schon die Zeit der spanischen Gastarbeiter und der Beginn der türkischen Immigration. Ich konnte bereits in jener Zeit die Entwicklung dieser neuen Art von Rassismus spüren.

Konnten Sie sich wohlfühlen in Deutschland?

Na, das kann ich ganz bestimmt sagen: Ich habe meine Zeit in Deutschland sehr genossen.

Hatten Sie auch Spaß – neben all den Studien, der intellektuellen Auseinandersetzung mit Hegel, Adorno, Marcuse?

Oh ja, absolut. Ich war in der Studentenbewegung, im SDS …

der ja ein Teil dieser Bewegung war …

… 1965 war es die Organisation schlechthin. Ich war in Deutschland, als Benno Ohnesorg ermordet wurde. Insgesamt war ich zwei Jahre in Frankfurt am Main.

Was war Ihr Eindruck von Theodor W. Adorno?

Ich lernte bei ihm wirklich viel, gerade über deutsche Philosophie und Kritische Theorie. Und ich hörte Vorlesungen bei Horkheimer und Habermas. Und ich arbeitete mit Oskar Negt zusammen. Zur selben Zeit korrespondierte ich mit Herbert Marcuse, meinem ersten Mentor.

Intellektuelle Heroen.

Die Kenntnisse, die ich bei Adorno erwarb, schätze ich extrem. Und ich lernte, einen kritischen Anspruch zu entwickeln – und die Wichtigkeit, besonders in Hinblick auf Adorno, von Bewegungen, von linken Bewegungen, radikalen Bewegungen zu dieser Zeit.

Sie lernten, als Sie nach Deutschland kamen, erst Deutsch. Verstanden Sie auf Anhieb die Vorlesungen? Oh yeah, das tat ich.

Wie sieht es mit Ihrem Deutsch heute aus – hat es sich erhalten?

Ich kann es noch verstehen. Deutsch zu sprechen, war bei mir immer limitiert. Für mich war und ist es leichter, philosophische Texte zu verstehen. (Lacht)

Und wie steht es mit dem Sprechen?

(Spricht deutsch:) Well, ich kann es auch ein bisschen sprechen.

Sie waren gewiss glücklich, als afroamerikanische Studentin in den sechziger Jahren in die Welt hinauszukommen. Wie sehen Sie Ihr Leben im Rückblick – von einer, die auszog, sich in der Welt zu behaupten?

Ich wurde in Birmingham, Alabama, geboren. Ich ging zur Highschool in Greenwich Village, New York City. Ich ging zum College nach Boston – habe in Paris und in Frankfurt gelebt, um Philosophie zu studieren...

War dieser Weg für Sie selbstverständlich – oder dachten Sie gelegentlich: Wow, ich, Angela Davis aus Birmingham, Alabama, mitten in der weiten Welt!?

Es gibt in einem jeden Leben Momente, was auch immer jemand tut, da guckt man auf das eigene Leben zurück und überlegt, was besonders war. In der Bundesrepublik, fand ich, wurden Studierende sehr gut behandelt. In Frankfurt konnte ich zu günstigen Preisen in die Oper gehen, ins Theater, zu Lesungen – für, wenn ich mich recht erinnere, ungefähr eine Mark. Studierenden begegnete man mit Respekt.

Weil sie die Zukunft waren? Jedenfalls gab es in den USA diese besondere Wertschätzung nicht. Man konnte nicht zum Broadway gehen, um für Studenten verbilligte Tickets zu bekommen, zum Beispiel.

Apropos Kultur. Hatten Sie keine Ader für die Popkultur jener Jahre – etwa für die Supremes, für Aretha Franklin oder Sam Cooke?

Natürlich hatte ich, selbstverständlich. Aber ich war doch in Deutschland! (Lacht)

Okay, afroamerikanische Kultur gab es damals so nicht in Deutschland.

Das ist in Zeiten der Globalisierung natürlich anders geworden. Aber in jenen Jahren … Klar, ich hatte Freunde beim US-Militär, die in Deutschland stationiert waren, aber ich hatte eher Sinn für die klassische Kultur, die ich in den USA nicht so reichhaltig wieder haben würde.

Was dachten Sie über deutsches Essen – in der Mensa etwa?

Nun, ich aß, weil ich es musste. Eigentlich bin ich Veganerin, aber das ist nicht leicht in Deutschland.

Wie beurteilen Sie die Flut an Ökolebensmitteln in den USA – Organic Food?

Die Ökobewegung ist wichtig, und die Ökonahrungsbewegung besonders – und sie sollte sich verbünden mit den Bewegungen gegen Rassismus, Krieg und Kapitalismus. Schlechte Nahrung ist der Grund so vieler Erkrankungen gerade bei armen Menschen. Man sollte all diese Bewegungen verlinken, natürlich.

In den USA wird zugleich diskutiert, dass die Ökobewegung eine von Wohlhabenderen sei, die, beispielsweise in der Musterstadt Portland, Oregon, mit dafür gesorgt hat, dass einige Viertel nicht mehr von afroamerikanischen armen Bürgern bewohnt werden können.

Es ändert sich gerade. Eine Umfrage hat ergeben, dass proportional mehr Afroamerikaner Organic Food zu sich nehmen als Weiße. Die Kosten, die Sie ansprechen, die hohen Preise, haben natürlich viel mit der kapitalistischen Nahrungsproduktion überhaupt zu tun.

Die Veranstalterin verzieht die Miene – gelbe Karte. Die Viertelstunde ist längst um, aber es gibt noch einen Zuschlag von fünf Minuten.

Frau Davis, wer gab Ihnen die Kraft, mit solcher Leidenschaft ein Leben lang zu kämpfen? Ihre Mutter, Ihr Vater, die Umstände?

Alles zusammen, würde ich sagen. Meine Mutter besonders. Die war schon in den Vierzigern aktiv in verschiedenen Bewegungen – und sie machte auch bei etlichen Kampagnen mit, die kommunistisch inspiriert waren. Sie war keine Kommunistin, aber sie hatte viele kommunistische Freunde. Über den Rassismus, über die Rassentrennung gerade in den Südstaaten, wo ich aufwuchs, sagte sie immer nur: So sollte es nicht sein. Als ich drei Jahre alt war, so erinnere ich mich, sagte sie einmal: Wir müssen kämpfen, um die Verhältnisse besser zu machen. Ich würde sagen, das hat die Kritische Theorie so attraktiv für mich gemacht gemacht – so wie meine Mutter sagte: Verweile nicht in der Gegenwart! Stell dir eine Welt vor, die ganz anders ist als die, in der wir leben.

Sind Sie noch Kommunistin?

Ich bin kein Mitglied mehr, aber ich betrachte mich selbst als Kommunistin. Ich gehöre zu einer Organisation, die sich Committees of Correspondence for Democracy and Socialism nennt. Ich bin keine Sozialdemokratin, aber ich bin für einen Sozialismus mit politischer und ökonomischer Demokratie.

Die ungarische Philosophin Agnes Heller meinte uns gegenüber, der Sozialismus lebe längst im Kapitalismus.

Das ist, was Karl Marx sagte. Es ist eine Tatsache, dass es unmöglich ist, für einen Sozialismus in der Zukunft zu kämpfen …

was nur eine Heilslehre wäre, nicht wahr?

Ja, in der Tat, sondern wir müssen im Heute bereits den Samen für eine bessere Zukunft legen.

Sie haben in den letzten Wochen vor Occupy-Aktivisten gesprochen, Camps besucht. Was halten Sie von der Bewegung?

Für mich zählt sie zu jenen Bewegungen, die die wachsende antikapitalistische Gesinnung anzeigen. Es sind Menschen, die sich vernetzen wollen. Den Occupy-Gruppen habe ich gesagt, dass sie aber darauf achten müssen, das Wort „Besetzung“ – occupation – scharf von seiner militärischen Bedeutung zu unterscheiden.

Wie meinen Sie dies genau?

Zum Beispiel die militärische Besetzung Afghanistans, aber auch die von Palästina.

Bietet der Occupy-Protest eine Möglichkeit, mindestens die linke Gewerkschaftsbewegung zu erneuern?

Dass die Occupy-Bewegung bisher überhaupt so lange durchhalten konnte, liegt an der starken Unterstützung, die sie von den lokalen Gewerkschaften in New York erhalten hat.

In der Pressekonferenz vor dem Gespräch hat Angela Davis angekündigt, auch das Camp in Berlin zu besuchen. Sie sprach über ihre politische Arbeit, darüber, dass sie zur Wiederwahl Barack Obamas rät, obwohl er viele seiner Wähler enttäuscht habe. Er sei ein Heiland, diese Erwartung sei von Anfang an falsch gewesen – aber dennoch besser als alles, was von den Republikanern kommen könne. Außerdem erzählte sie beeindruckend viel von ihrem Engagement gegen den, wie sie sagt, „gefängnisindustriellen Komplex“ in den USA, ein System, das den Rassismus in den USA, eine Folge der Sklaverei, verkörpere – viel mehr Afroamerikaner sitzen in Knästen als vergleichbar Weiße. Aber jetzt darf das Gespräch nur noch zwei Minuten dauern ….

Frau Davis, Sie sind in Berlin, weil Sie einen Preis bekommen – was bedeutet Ihnen Glamour?

Ich muss sagen, das ist die Zeit für Preise, in der Tat. Letzten Monat bekam ich einen Preis dafür, eine Ikone zu sein.

Und Sie sind es ja auch – Ihre Biografie „Mein Herz wollte Freiheit“ war in Deutschland gerade unter Jugendlichen ein Bestseller .

Den Preis letzten Monat bekam ich von einer Organisation namens Black Girls Rock. Sie verstehen: Mit all diesen glamourösen Performern wie Mary J. Blige. Danach hätte ich sagen sollen: Oh, ich bin keine Ikone, ich versuche eher, eine Bilderstürmerin zu sein. (Lacht)

Aber so sehen viele Sie nun einmal – eine Heldin, eine, die für viele als Vorbild wichtig war.

Es ist schwer für mich, das zu akzeptieren. Ich bin doch nur ein Mensch! Auf der anderen Seite denke ich, was ich repräsentiere, ist der Sieg der Bewegungen und des Internationalismus.

Als eine Freundin hörte, dass ich Sie treffe, erglühte sie und sagte, dass sie am liebsten jene Frisur gehabt hätte, mit der Sie damals berühmt wurden.

(Lacht) Bitte? Meine Frisur? Die ist doch nur Teil eines Mythos.

Warum denn?

Weil das nur Teil der populären Kultur ist – ein Image. Ich kann die Wichtigkeit von Images respektieren, aber mich nicht damit identifizieren. Ich bin nicht das Image, ich habe darauf immer mit Widerwillen reagiert.

Wie schade!

Ich sah einmal eine junge Frau, die trug ein T-Shirt mit meinem Bild aus früheren Tagen. Es gibt aus dieser Zeit eine Menge T-Shirt und Poster. Und die junge Frau, von der ich spreche, war viel zu jung, damals gelebt zu haben. Ich fragte sie: Warum trägst du dieses Shirt? Sie antwortete: Es macht mich so kraftvoll, es gibt mir das Gefühl, alles tun zu können, was ich mir zutraue.

Bezaubernd!

Yeah, und ich dachte, okay, wenn der Fall so liegt, dann muss ich damit leben, eine Ikone zu sein.

Ist es denn auch erlaubt, ein T-Shirt mit Ihrem Konterfei zu tragen, nur um schöner zu sein?

Das ist auch okay, klar.

Absolut letzte Frage: Was bedeutet Weihnachten für Sie?

Oh God! (Lacht)

Ich meine das politisch, glaube ich.

Das ist es ja. Unglücklicherweise ist Weihnachten ein Hauptfeiertag des Kapitalismus geworden. All dieser Zwang zu Geschenken! Meine Familie hat sich anders entschieden, wir fanden das obszön. Niemand soll sich zum Schenken verpflichtet fühlen. Aber so ist es geworden.

Okay, und wie machen Sie es zu Weihnachten?

Statt einander Geschenke zu überreichen, legen wir das Geld für ein Stipendium für jemanden zusammen, der es sich nicht leisten kann, zum College zu gehen. Ich denke, wenn die Menschen dem kapitalistischen Impuls zum Konsumieren widerstehen, kann das für einen, der arm ist, sehr bedeutend sein.

Sie feiern im Kreis Ihrer Familie Weihnachten?

Ja, mit allen, die da sind – und all meinen Nichten und Neffen.

Ehe wir uns zum Abschied die Hand geben, holt Angela Davis ihr iPad hervor und zeigt Fotos ihrer Nichten. Sie sagt nur: „Sie sprachen vorhin über meine Frisur, über Big Hair. Hier sehen Sie, was wirklich Big Hair ist – nicht mein Look war es …“ Und lacht.

Jan Feddersen, 54, taz-Redakteur für besondere Aufgaben, wusste früh, dass er, allen Fantasien zum Trotz, nie Big Hair würde tragen können: Alle Versuche stürzten nach Minuten ein. An seiner Verehrung für Angela Davis’ Weg hat das nie etwas geändert

Wolfgang Borrs, 50, freier Fotograf in Berlin, hörte beim Abgang die Übersetzerin erklären, die taz sei ja eine antikommunistische Zeitung. Daher seien die vielen Haarfragen kaum verwunderlich