„Wir kriegen das schon hin“

ARD-Chef Fritz Raff nährt die Hoffnung auf ein glimpflicheres Abschneiden von Radio Bremen bei den anstehenden Finanzverhandlungen als es der aktuelle KEF-Bericht befürchten lässt

Von Henning Bleyl

Nach den Worten des ARD-Vorsitzenden Fritz Raff hat Radio Bremen (RB) gute Chancen, bei der Festlegung der Rundfunkgebühren besser weg zu kommen als derzeit befürchtet. Die „Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs“ (KEF) hat in ihrem Dienstag in Bremen veröffentlichten Bericht für die kommende Gebührenperiode lediglich eine Erhöhung von 56 Cent empfohlen, Radio Bremen hingegen hatte mit 1,08 Euro pro Monat und Gebührenzahler einen fast doppelt so hohen Mehrbedarf geltend gemacht. Ab Januar liegt der finanzpolitische Spielball bei der Politik, letztlich entscheiden die Ministerpräsidenten.

Bleibt es bei 56 Cent, müssten ARD-weit vermutlich 200 Stellen abgebaut werden, für RB ist von 35 Planstellen die Rede. Die unausgewogene Proportion dieser etwaigen Sparnotwendigkeit entspricht der Logik des Systems: Die von den „Kleinen“ produzierten Sendeminuten sind nicht wesentlich billiger als die der Großanstalten, bezogen auf die GebührenzahlerInnen unterscheiden sich die Größenordnungen naturgemäß erheblich. Hinzu kommt, dass die „Kleinen“ bereits so zusammen gespart sind, dass jede Zusatzbelastung an die Substanz geht.

Nun will Raff alles daran setzen, dass die KEF-Empfehlung aufgestockt wird. Schließlich kommt der ARD-Chef selbst vom kleinen Saarländischen Rundfunk, der ähnliche Einsparungs- und Umstrukturierungsprozesse wie RB hinter sich hat. Zweifellos haben die beiden Benjamine im ARD-Verbund mehr Chancen auf Gehör, als wenn etwa der WDR die Leitung inne hätte. Raff stellt sich das so vor: „Glässgen muss die Speerspitze sein, ich moderiere das Ganze.“

Raffs Hoffnung, geäußert bei der gestrigen Tagung der ARD-IntendantInnen, nährt sich auch aus der im kommenden Jahr anstehenden Neuverhandlung des ARD-internes Finanzausgleichs. Raff ermuntert seinen Kollegen: „Da sich die ARD zwei Schwaben für die zwei kleinsten Anstalten geholt hat, kriegen wir das schon hin.“

Weniger Erfreuliches erwartet Glässgen kommende Woche: Für die Rundfunkratssitzung am Nikolaustag sieht die Tagesordnung, gleich nach der Genehmigung des Protokolls, eine möglicherweise hitzige Diskussion vor. Der Top heißt „Ökumenischer Gottesdienst, Brief des Intendanten“ und bezieht sich auf ein Schreiben Glässgens: Der hatte gegenüber den Rundfunkräten auf die Diskussion um den ursprünglich geplanten Einweihungsgottesdienst reagiert. Nun will sich ein gutes Dutzend RundfunkrätInnen seinerseits zur Wehr setzen und hat, ein seltener Vorgang, den Kommunikations- und Führungsstil des Intendanten als Tagesordnungspunkt durchgesetzt.