Nürnberg macht das Spiel, der HSV die Tore

BEFREIUNGSSCHLAG Mit einem glücklichen 2:0-Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg gelingt dem Hamburger Sportverein in der Fußball-Bundesliga ein Riesensprung vom 15. auf den elften Tabellenplatz

Die Achse des Guten beim HSV besteht aus Drobny, Westermann und Guerrero

Da kristallisiert sich eine Stammelf heraus. Zum zweiten Mal hintereinander schickte HSV-Trainer Thorsten Fink die gleiche Startformation auf den Platz. Diesmal gegen den 1. FC Nürnberg – und das Ergebnis, vor nur 45.500 Zuschauern im Volksparkstadion, lautete: 2:0.

In der elften Minute setzt sich Dennis Diekmeier, der rechte Verteidiger und Ex-Nürnberger, am Club-Strafraum durch, flankt scharf nach innen, da bolzt Paolo Guerrero den Ball an den Außenpfosten. Nürnberg versteckt sich nicht, in der 17. Minute köpft Club-Stürmer Daniel Didavi, im HSV-Tor reißt Keeper Jaroslav Drobny die Arme hoch. Kurze Zeit später zeigt sich eines der Defizite des HSV-Stürmers Heung Min Son, der dribbelt, anstatt den Ball zum frei stehenden Guerrero zu spielen. Fink schimpft sich eins. Die Nürnberger Konter sind scharf und ziemlich präzise, Didavi, auf Vorarbeit von Alexander Esswein, schießt rechts vorbei (20.).

Noch eine Chance für Nürnberg, und dann: Abschlag Drobny, der Ball fliegt, und fliegt, und fliegt noch ein bisschen zu Guerrero, der setzt sich gegen Timmy Simons durch – und gegen Keeper Raphael Schäfer (23.). Die Führung ist ein wenig unverdient. Draußen protestiert Club-Trainer Dieter Hecking, weil er ein Foul gesehen haben will.

Nun wird der HSV sicherer, hat mehr Ballbesitz, die Zahl an Fehlpässen nimmt ab. Was fehlt sind Torchancen. Die hat weiterhin der Club: Flanke von Esswein, Kopfball von Stürmer Pekhart, Drobny streckt sich, der Ball tischt auf die Latte. Das Spiel ist gut, dafür sorgen die Nürnberger. Der HSV muss sich auf drei Spieler verlassen: Der Franke Heiko Westermann hält hinten zusammen, was er halten kann, das sieht ein bisschen nach Nationalmannschaft aus. Drobny hält, was er halten muss, und Guerrero hält, was er verspricht.

Zur zweiten Halbzeit rückt Michael Mancienne für den an der rechten Schulter verletzten Jeffrey Bruma in die Innenverteidigung. Lange spielt Mancienne nicht: Nach 20 Minuten muss er verletzt raus, nun der dritte rechte Innenverteidiger: Gojko Kačar, der aus dem defensiven Mittelfeld nach hinten geht. Für ihn kommt Robert Tesche in die Defensivzentrale. Außerdem wechseln Marcell Jansen und Gökhan Töre im Mittelfeld für zehn Minuten die Seiten. Nach einer Stunde nimmt Fink den neben sich stehenden Son raus und bringt Ivo Iliečvić als zweiten Stürmer. Gleich darauf die Entscheidung: Jansen, Töre, Jansen und rein ins Tor (62.).

Nun ist die Luft bei Nürnberg raus, Rincón und Tesche haben den Club im Griff. Nürnberg gelingt es nicht mehr, den HSV zu pieksen, die spielen ihr Pensum herunter, und kommen nicht mehr in Gefahr. Ein Schuss von Esswein, Kačar macht fast ein Eigentor, Drobny hat die Hand dran. Die Nürnberger glauben nicht mehr dran, dass sie das Spiel noch drehen können. Der HSV auch nicht.

Mit diesem Sieg klettert der HSV auf den 11. Tabellenplatz, vorbei an Nürnberg, die unter Wert geschlagen werden, Mainz und Wolfsburg. Das ist doch was, wenn man gerade noch Kellerkind war. ROGER REPPLINGER