LESERINNENBRIEFE
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Das Dritte, lächelnde Lebendige

■ betr.: „Nachdenken über Christa W.“, taz vom 2. 12. 11

Christa Wolfs Tod betrübt und erschreckt mich: Die Reihen mir wichtiger Menschen zwischen mir und dem Ende lichten sich. Ich bin 69 Jahre alt. Zwischen „scharfen Unterscheidungen“ gibt es „das Dritte“, „das lächelnde Lebendige, das imstande ist, sich immer wieder aus sich selbst hervorzubringen, das Ungetrennte, Geist im Leben, Leben im Geist“.

Dieser Satz, den Christa Wolf Kassandra sagen lässt, begleitet mich schon viele Jahre. Ich zitierte ihn in den achtziger Jahren sogar im Stadtrat des Eifelstädtchens Monschau als grüne Abgeordnete.

Die Verbindung zwischen mir und Christa Wolf wurde beschädigt, nicht, weil sie in jungen Jahren kurz für die Stasi tätig war, sondern weil sie das nicht von sich aus öffentlich gemacht hat. Eine Schriftstellerin mit so höchsten Ansprüchen an Wahrhaftigkeit und Kritikfähigkeit wird an ihren eigenen Maßstäben gemessen. In der „Stadt der Engel“ fragt sie sinngemäß: kann „so etwas“ verdrängt werden? Ja, es kann, antwortet sie sich selbst. Kein Mensch ist ein ideales Denkmal. ASTRID RÜHLE, Bedheim

Anna Seghers, Hilde Domin …

■ betr.: „Nachdenken über Christa W.“, taz vom 2. 12. 11

Ich bin ein absoluter Fan von Chr. W.! Aber: „wichtigste deutsche Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts“? Wer das geschrieben hat, kennt nicht: Anna Seghers; Hilde Domin; Rose Ausländer … Ch. W. war sicher die bedeutendste ab ca. 1960 und hätte auf jeden Fall den Nobelpreis verdient. Aber vergesst bitte nicht die anderen großen Frauen der deutschen Literatur in jenem von Krieg und Holocaust geprägten Jahrhundert! LUISE TEUBNER, Friesenheim

Das ging in die Hose

■ betr.: „Der Fischer und das Meer. Und der Stahl“, taz v. 3./4. 12. 11

Als ehemaliger Mitarbeiter von Thyssen/ThyssenKrupp im Ruhestand, der auch Brasilien kennt, sei Folgendes zu erklären: Leider wurde der Bau des neuen Stahlwerks CSA von ThyssenKrupp nicht professionell vorbereitet. Schon die 2006 angegebene Investitionssumme 1,8 Milliarden Euro war zu niedrig, das neue Stahlwerk sollte unbedingt gebaut werden. Insider wie die Ingenieure in Duisburg TKS sagten schon damals, dafür kann man kein neues Stahlwerk bauen.

Die Projektgruppe, die dann in Rio eintraf, die meisten konnten nicht die Landessprache Portugiesisch, vergab Bauaufträge an brasilianische Firmen, die sie nicht kannten und die dann überfordert waren. Also mussten andere Firmen genommen werden, das kostete Zeit und Geld.

Als Baugrund hatte man ein Sumpfgelände in der Bucht von Sepetiba ausgesucht. Die Folge: Es mussten Tausende von Betonpfählen für die Fundamente des Stahlwerkes in den Boden gerammt werden. Wieder Zeitverzögerungen und Millionen Euro Mehrkosten. Die Kokerei wurde den unerfahrenen Chinesen zum Bau gegeben, das ging in die Hose. Die eigene Firma Uhde war zu teuer, die müssen heute die Kokerei ans Laufen bringen. Also schlechtes Management führte letztendlich zu den heutigen Milliarden-Euro-Verlusten. Das war kein Meisterstück von TKS-Steel, für wahr! Glückauf WILHELM LASZLOB, Dinslaken

Unverfälschter Bericht

■ betr.: „‚Sha-ba-do-ga‘ – Schlachtruf der Fischer“, taz v. 3./4. 12. 11

Ich war äußerst positiv überrascht über die gute, wahrheitsgetreue und unverfälschte Berichterstattung in der taz über Ghana. Das finde ich nicht oft, eine aufrichtige Berichterstattung über Situationen und Gegebenheiten in Afrika. Seit mehr als sechs Jahren lebe ich selbst in Ghana und kenne die Verhältnisse sehr gut – besonders auch die Probleme der Fischer in Old und New Ningo, die Probleme mit den großen Fischtrawlern, die Überforderung der ghanaischen Behörden – und ebenso die Schwierigkeiten zwischen den verschiedensten Volksgruppen. Insbesondere die Ga-Adangme haben da Probleme. Sie sind die kleinste Volksgruppe in Ghana und fühlen sich oft nicht ernst genommen. DOROTHEA WELL, Cape Coast, Ghana

Gleiche Rechte gibt es nicht

■ betr.: „Zwei Papas und stolz darauf“, taz vom 2. 12. 11

Mir ist leider nicht ersichtlich, warum zuvor die Unterschiede zwischen einer Ehe zwischen Heterosexuellen und einer Lebenspartnerschaft zwischen Homosexuellen aufgeführt werden und dann von Heiraten anstatt von Verpartnern geschrieben wird. Ungerechterweise ist das eine nicht dasselbe wie das andere. Gleiche Rechte gibt es de facto nicht, daher ist es gefährlich, bei Homosexuellen von Heiraten zu reden. Es suggeriert eine Gleichbehandlung, die es ganz eindeutig nicht gibt! GABRIEL RIESNER, Hamburg