Berlin spielt sich nach vorn

KULTUR Das Bauhaus-Archiv präsentiert seine neue Dauerausstellung. Die Schau versteht sich als Signal des geplanten Neubaus und seine neue Rolle unter den Bauhaus-Museen

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Das Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung probt schon einmal für die Jahre zwischen 2017 und 2019. In dieser Zeit soll an der Klingelhöferstraße 14 für rund 56 Millionen Euro der Erweiterungsbau zum 100. Geburtstag der wohl bedeutendsten Designerschule des 20. Jahrhunderts entstehen sowie das bestehende Gebäude saniert werden.

Aktuell errichtet das Bauhaus-Archiv auf dem anvisierten Baugrundstück einen kleinen Pavillon – „Bauhaus re use“ genannt – der aus wiederverwendeten originalen Stahlfenster-Elementen und Türen aus dem Dessauer Bauhaus-Gebäude zusammengesetzt wird. Ab April soll der 120 Quadratmeter große Recycling-Glaskasten temporär für Veranstaltungen und als Info-Box genutzt werden, sagte am Montag Annemarie Jaeggi, Direktorin des Museums. Zum Start des Neubaus, voraussichtlich 2017, werde das Provisorium wieder abgeschlagen.

Auch im Innern hat sich das Bauhaus-Archiv neu aufgestellt. Ab Mittwoch präsentiert das Museum für Gestaltung die Sonderschau „100 neue Objekte“ mit Schenkungen, Nachlässen und Zugängen für die Sammlung aus den letzten Jahren; darunter Architekturskizzen von Bauhausdirektor Ludwig Mies van der Rohe oder Zeichnungen und Fotografien von Werner Feist, T. Lux Feininger oder Gertrud Arndt.

Zeitstrahl der Geschichte

Gewichtiger jedoch ist die gleichfalls neu konzipierte Dauerausstellung „Die Sammlung Bauhaus“ in der von früheren Stellwänden weitgehend entrümpelten Haupthalle des Museums. In deren langer Flucht wird jetzt wie auf einem Zeitstrahl die Geschichte der Designerschule an den Standorten Weimar, Dessau und Berlin von 1919 bis 1933 anhand von originalen Fotos und Architekturmodellen, Grafiken, Objekten und Gemälden temporeich aufgereiht.

Zugleich bedeutet die neue Dauerausstellung ein Statement in Richtung Neubau und die anderen Bauhaus-Museen. Jaeggi: „Wir ermöglichen den Besuchern jetzt neue Einblicke in unsere scheinbar unerschöpfliche Sammlung und möchten die Freude auf die Ausstellung im künftigen Museumsneubau wecken.“ Die Figuren Oskar Schlemmers oder die Bilder von Paul Klee, Marcel Breuers und Gunta Stölzls avantgardistische Freischwinger und Möbel oder Herbert Bayers schöne „Collage 44“ mit von 44 Kussmündern der vielen „Bauhäusler“ als Geschenk für Walter Gropius werden dann hauptsächlich im Neubau zu sehen sein.

Für das Berliner Museum, das zwar die weltweit größte Sammlung von Bauhaus-Dokumenten besitzt, aber schon immer auf „sehr begrenztem Raum“ agiert, wie Jaeggi betonte, fallen die neue Dauerausstellung und der Erweiterungsbau auch darum ins Gewicht, weil Berlin zukünftig mit Weimar und Dessau auf Augenhöhe agieren könnte.

Diese Bauhaus-Standorte stehen bis dato synonym für die Avantgarde und Klassische Moderne und nicht die Berliner Institution. Bauvorhaben oder Museumserweiterungen bis zum 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses 2019 standen in Weimar und Dessau ebenfalls schon länger auf der Tagesordnung als an der Spree. In Berlin, Dessau und Weimar arbeiten die Bauhaus-Einrichtungen mittlerweile zwar intensiv zusammen, man spricht nicht von Konkurrenz. Trotzdem tut es dem Bauhaus-Archiv gut, sein Profil und Renommee schärfen zu können, wie Jaeggi sagt: „Wir sind auf dem besten Weg.“