Carsharing wächst

VERKEHR Erstmals mehr als eine Million Anmeldungen bei den Anbietern in Deutschland

BERLIN taz | Boom beim Carsharing: Bei den Anbietern der Branche waren im vergangenen Jahr erstmals mehr als eine Million Fahrberechtigte angemeldet – ein Zuwachs von 37,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahlen gab der Bundesverband Carsharing am Montag in Berlin bekannt. Dies sei eine erfreuliche Entwicklung, sagte Branchenverbandschef Willi Loose.

Wie schon in den Vorjahren ist die Aussagefähigkeit der Branchenzahlen aber begrenzt. Denn die Zahl der Carsharing-Anmeldungen entspricht nicht der der tatsächlichen Nutzer, da viele – vor allem in den großen Städten – bei mehreren Anbietern registriert sind. Diese Doppelt- und Dreifachzählungen lassen sich nach Verbandsangaben bislang nicht herausrechnen. „Wir warten auf die Ergebnisse großer Evaluationsstudien“, so Loose.

Zuletzt waren auch Zweifel am ökologischen Nutzen des Carsharings aufgekommen. Der besteht nur, wenn Nutzer dazu gebracht werden, auf ein eigenes Auto zu verzichten, weil dann weniger Autos herumfahren und weniger Parkplatzflächen gebraucht werden. Sollten aber Menschen zum Carsharing kommen, die ohnehin kein Auto haben oder kaufen wollen, wäre dieser Effekt nicht gegeben. Dies trifft insbesondere auf Anbieter zu, die ihre Fahrzeuge nicht an Stationen, sondern überall im Stadtgebiet zur Verfügung stellen.

Zwei der großen stationslosen Anbieter, Car2go und Drivenow, haben nun ihre Kunden befragt. Ergebnis: 37 Prozent hätten in den vergangenen Jahren ihren eigenen Pkw abgeschafft. Dies habe zwar mehrere Gründe; ein wichtiger sei die Möglichkeit, spontan ein Auto nutzen zu können, heißt es. Carsharing sei kein Ersatz, sondern eine Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) – zwei Drittel der Kunden nutzten täglich oder mehrmals in der Woche Busse und Bahnen. Lediglich vereinzelt finde eine Verlagerung von Fahrten mit dem ÖPNV auf Carsharing-Autos statt. RICHARD ROTHER