Nackenschläge in der Zelle

GEWALT Insassen der Jugendstrafanstalt Plötzensee wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht

Aus Langeweile und zu ihrer Belustigung sollen fünf Häftlinge der Jugendstrafanstalt Plötzensee einen Mitgefangenen erniedrigt und gequält haben. Am Montag hat vor dem Landgericht der Prozess wegen gefährlicher Körperverletzung begonnen. Vier der Angeklagten im Alter von 16 bis 21 Jahren haben die Vorwürfe bis auf einen versuchten sexuellen Übergriff gestanden. Ein 22-Jähriger schweigt.

Von April bis Juni 2011 sollen die Angeklagten in wechselnder Beteiligung über ihr Opfer hergefallen sein. Der Häftling wurde laut Anklage bei einer 90 Minuten dauernden Tortur mit 50 schmerzhaften Nackenschlägen gequält. Drei Angeklagte haben ihm den Kopf geschoren. Anschließend wurde der Häftling derart wuchtig in den Nacken geschlagen, dass er dachte, ihm breche die Wirbelsäule, heißt es in der Anklage. Bei einer anderen Gelegenheit wurde eine brennende Zigarette in der Hand ausgedrückt.

Einmal musste der Häftling in seiner Zelle bei dem Spiel „Weitergeben“ mitmachen. Er musste mit den Angeklagten einen Kreis bilden. Der Gefangene deutete aus Angst nur Schläge an. Seine Peiniger schlugen ihn grölend und mit erheblicher Kraft. Auch mit verschiedenen Gegenständen wurde auf den Insassen eingeprügelt.

Nach Einschätzung von Verteidiger Mirko Röder sind solche Übergriffe ein Phänomen in fast allen Jugendstrafanstalten. Die Bediensteten seien nicht in der Lage, den Vollzug zu kontrollieren, kritisierte der Anwalt am Rande des Prozesses. Die Opfer wehren sich nicht und trauen sich nicht, die Anstaltsleitung zu informieren, sagte Röder. (dpa)