taz.mag.nachtrag

„Das ist alles ein großer Superspaß“, sagt einer der Interviewten in dem Film „Private Battles“ von Heike Gallmeier und Tabea Sternberg („Die Sonntags-SS“, taz.mag, 17. 11.), über das Nachstellen der Leibstandarte Adolf Hitler. Ein reiner Spaß scheint es für die Kollegen allerdings nicht zu sein. Nachdem verschiedene Berichte zu den Wochenendnazis erschienen sind, kommt Bewegung in die Reenactment-Szene. „Nur weil Menschen ein bisschen anders sind, als man selbst ist“, kommentiert Leser Paul Dalby. Wenn sie mit Nazidevotionalien ihre Freizeit verbringen, müsse man die „ehrlichen, hart arbeitenden Hobbyisten“ doch nicht direkt so kränken. Die Medien sollten sich lieber damit beschäftigen, die wahren Neonazis, die die Reenactmentgruppen unterwanderten, aufzuspüren.

Das stellt sich als überraschend einfach heraus. Man muss nur einmal die entsprechenden Foren durchstöbern, und schon stößt man auf Alltagsprosa wie diese: „ ‚Ruhe im Hurenhaus, Ruhe!!‘ Unser großer Führer hat dem englischen Bettnässer und Zigarrenkauer Arschloch Churchill gezeigt, wohin er gehen soll und wo er seine stinkenden Zigarren hinstecken soll.“

In ebendiesen Foren der anscheinend etwas weniger hart arbeitenden Hobbyisten jagt man aber keine Nazis, sondern Reporter. Unter der Überschrift „Enthüllt die Enthüller“ finden sich Fotos und genauere Beschreibung von vermeintlichen Undercover-Journalistinnen. Die Reporterinnen hätten sich nicht zu erkennen gegeben, kritisieren die Enthüllten. Damit haben Journalistinnen vermutlich mehr ausgelöst, als nur ihren Berufsstand in Verruf gebracht. Unter dem Kampfnamen „Dietmar“ kommentiert einer: „Mein Respekt für die menschliche Rasse ist gerade entscheidend gesunken. Wieder einmal …“