Discounter schlägt zurück

Nach Betriebsratswahlen in der Lidl-Filiale am Eidelstedter Weg ist ein Ver.di-Gewerkschafter entlassen worden. Die Gewerkschaft will nun die Öffentlichkeit mobilisieren

Der Lidl-Discounter mit seinen 2.800 Filialen gehört zum Schwarz-Konzern, der mit den Kaufland-Märkten nach eigenen Angaben 44 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Lidl ist der Gewerkschaft Ver.di seit Jahren wegen seiner rigorosen Arbeitsbedingungen mit Kontrollen und Bespitzelungen ein Dorn im Auge. Wo es Ambitionen gibt, Betriebsräte aufzubauen, sind die Beschäftigten von Kündigungen bedroht.  KVA

Von KAI VON APPEN

In der Firmenphilosophie des Discounters Lidl gibt es eine Priorität: Keine Betriebsräte oder Jugend- und Ausbildungsvertretungen in den Filialen. Umso mehr war der Konzern geschockt, dass es der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg Anfang November gelungen ist, eine reguläre Betriebsratswahl in der Lidl-Filiale Eidelstedter Weg zu organisieren und erfolgreich abzuschließen. Jetzt schlägt der Discounter offenkundig zurück. Die Betriebsratswahlen sind gerichtlich angefochten und ein Ver.di-Unterstützer gekündigt worden.

Es war für die 33 Lidl-Märkte in Hamburg ein Novum, als die Gewerkschaft Ver.di am 1. November die Wahl eines Betriebsrates in der Filiale nahe der Lenz-Siedlung verkünden konnte. Das Rennen in dem Markt mit 17 Angestellten machte bei 100 Prozent Wahlbeteiligung der Ver.di-Kandidat Tayed Azzab. Doch der Discounter mochte die Niederlage offensichtlich nicht eingestehen. Auf den letzten Drücker legte Lidl beim Arbeitsgericht Klage gegen die Wahlen ein und kündigte zugleich einen Mitarbeiter, dessen Leistungen zuvor nie in Frage gestellt worden waren. „Der Kollege ist der einzige aus dem Kreis der Unterstützer des jetzigen Betriebsrates, dem Lidl gefahrlos kündigen kann, da er noch keine sechs Monate im Unternehmen ist und deshalb keine Kündigungsschutzklage erheben kann,“ schimpft Ver.di-Mann Ulrich Meinecke. Für die Gewerkschaft liege der Verdacht nahe, dass es sich bei diesem Vorgehen um ein „Nachtreten“ handele, sagt Meinecke.

Dies sieht auch Ver.di-Fachsekretärin Anja Keuchel so. Der Anfechtungsklage sehe man gelassen entgegen. „Doch für unsere Leute ist die Entlassung des Kollegen ein Schlag ins Kontor.“ Deshalb sucht Ver.di jetzt die Öffentlichkeit – etwas, was der Eigentümer von Lidl, der Schwarz-Konzern, hasst – und sammelt Unterschriften. Ein Gespräch mit dem Lidl-Regionalleiter Frank Scheithauer war am Wochenende gescheitert. „Wenn es Lidl wirklich um Umsatz geht, dann sollte das Unternehmen nach den turbulenten Betriebsratswahlen wieder Ruhe einkehren lassen“, sagt Keuchel. Stattdessen werde Unruhe in die Filiale gebracht, um die Unterstützer des Betriebsrates zu zermürben.

Schon während der Wahl war Lidl-typisch gemobbt worden. So hatte sich die Filialleiterin höchstpersönlich zur Betriebsratwahl aufstellen lassen. Um für sie das nötige Stimmvieh zu sichern, sind MitarbeiterInnen aus anderen Kaufmärkten in die Filiale versetzt worden. „Dafür gab es überhaupt keinen Bedarf“, erinnert sich Keuchel, „sie waren sich aber sicher, die Wahl für sich zu entscheiden.“

Zudem waren die MitarbeiterInnen in persönlichen Gesprächen von leitenden Angestellten unter Druck gesetzt worden, die Kandidatur der Filialleiterin zu unterstützen. Mindestens in einem Fall ist sogar eine Angestellte zu Hause aufgesucht worden.

Eine Stellungnahme von Lidl war nicht zu bekommen. Die Supermarktkette hat keine Pressestelle.