Daniel Jensen, Ex-Mittelfeld-Double
: Vom Mitläufer zum Metronom

Werder ist wie Hollywood. Nicht, weil an der Weser gerade alles auf ein Happy End zur Winterpause hindeutet. Sondern weil die Bremer in den entscheidenden Szenen dieser Saison – dann, wenn es um alles ging – ihre Stars doubeln ließen. Frings, Borowski, Wome, Carlos Alberto, Baumann – sie alle mussten immer wieder ersetzt werden durch einen furchtlosen Haufen grünweißer Stunt-Männer aus der zweiten Reihe. Eines dieser Doubles ist selbst zum Star geworden: Daniel Jensen.

Der eher unscheinbare Skandinavier hat sich in Abwesenheit der Erstbesetzung zu Werders neuer Leitfigur entwickelt: Frings kaputt? Jensen gibt den Aggressiv-Leader vor der Abwehr. Diego gesperrt? Jensen dirigiert, zaubert – zelebriert Fußball, als läge São Paulo in Dänemark. Gegen Real schwang der 28-Jährige den Taktstock, war auf dem Feld allgegenwärtig und entschied das Spiel mit einem Zuckerpass auf Aaron Hunt.

Die Entwicklung vom Mitläufer zum Metronom verdankt Jensen nicht nur seiner Vielseitigkeit und der Fähigkeit, seine Mittelfeld-Kollegen so überzeugend zu imitieren. Dass er ein begabter Fußballer ist, war in Bremen ein offenes Geheimnis. Jensen ist technisch stark, liebt schnelles Spiel und hat den Blick für den Nebenmann. Eigentlich passt er wie kein Zweiter in den Bremer Direktpasswirbel, konnte das aber nur sporadisch nachweisen: Auf Gala-Auftritte folgten Kreisklassentänzchen. In dieser Saison aber gelingt es dem Dänen endlich auch mal, acht, neun Spiele lang auf hohem Niveau zu spielen. Egal auf welcher Position.

Beim 2 : 1 gegen den HSV musste er den Zauberkasten wieder einpacken und Diego den Rücken freihalten. Er spielte trotzdem stark. Nicht als Frings-, Borowski- oder Baumann-Double. Sondern als Original Daniel Jensen. LUCAS VOGELSANG

DANIEL JENSEN, 28, verheiratet, zwei Kinder, spielte 2002 erstmals in der dänischen Nationalmannschaft. FOTO: SV WERDER