: OFF-KINO
LARS PENNING
Die 1970er und 1980er Jahre waren für James Bond nicht unbedingt die allerbeste Zeit. Roger Moore stand mit seiner ironischen Art immer ein wenig neben der Rolle, und die Plots der Filme entwickelten sich zusehends in Richtung absurder Comicstrips. Das war auch in „Moonraker“ (1979, R: Lewis Gilbert) nicht anders, in dem Bond sich auf die Spur eines entführten Raumgleiters macht (übrigens zwei Jahre, bevor die amerikanischen Space Shuttles dann wirklich abhoben) und dabei auf den Schurken Hugo Drax (Michael Lonsdale) trifft, der die Menschheit ausrotten und durch eine von ihm kreierte Herrenrasse ersetzen will. Um ihn zu stoppen, muss Bond am Ende sogar ins Weltall fliegen – die rotierende Raumstation, auf der sich das Finale zuträgt, gehört zu den bekanntesten Entwürfen des Production Designers Ken Adam, ebenso wie die Abschussrampe der Shuttles und das modernistische Kontrollzentrum. Und so wenig Sinn der Plot ergibt, so viel Spaß machen diese Sets und der durchaus gelungene Versuch, vom französischen Barockschloss bis zur Weltraumstation alles unter einen Hut zu bringen. Wer sich für Ken Adams Leben und Wirken interessiert, sollte sich neben „Moonraker“ und jenseits der noch bis 17. Mai laufenden Ken-Adam-Ausstellung im Filmmuseum auch das schöne 50-minütige Porträt „Ken Adam, Production Designer“ von Andreas-Michael Velten aus dem Jahr 1990 im Arsenal ansehen; der Filmemacher ist zu Gast (23. 4., 20.30 Uhr, Arsenal 1).
Die Karriere des Schauspielers und Regisseurs Reinhold Schünzel gehörte sicher zu den seltsamsten in der Zeit des Dritten Reichs: Denn nach Terminologie der Nazis war Schünzel „Halbjude“ und konnte nur mit einer Ausnahmegenehmigung arbeiten, die – bis zu seiner Emigration 1937 – von Film zu Film erneuert wurde. Zudem war der Regisseur seit den Tagen der Weimarer Republik vor allem bekannt für seine hintersinnigen Komödien, die gern von sexuellen Verwirrungen und Ambivalenzen erzählen und mit Autoritätsfiguren eher respektlos umgehen. Das trifft auch auf „Amphitryon – Aus den Wolken kommt das Glück“ (1935) zu, seine Bearbeitung der antiken Plautus-Komödie als Quasi-Operette, in der sich der römische Gott und Möchtegern-Frauenheld Jupiter (Willy Fritsch) in Theben mit allen Mitteln an die verheiratete Alkmene ranschmeißt – letztlich ohne Erfolg. Die pompöse, leicht vertrottelte Götterwelt kommt nicht gut weg in diesem Film, der Parallelen eröffnet, die von den Zensoren der Zeit offenbar nicht wirklich zu Ende gedacht wurden. Schünzels Filme sind jenseits seines bekanntesten Werks „Viktor und Victoria“ eher selten zu sehen – und sie lohnen sich immer (25. 3., 15.45 Uhr Eva).
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