Mehrere Militärs wegen Srebrenica in Haft

SERBIEN Kurz vor dem 20. Jahrestag ändert der Balkanstaat seine Politik zum Völkermord in Srebrenica

BELGRAD dpa/ap | Erstmals hat Serbien sieben Männer festgenommen, die an führender Stelle am Völkermord im ostbosnischen Srebrenica beteiligt gewesen sein sollen. Sie sollen vor ein heimisches Gericht gestellt werden, berichtete die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Belgrad. Die Männer sollen eigenhändig Dutzende Zivilisten ermordet und die Erschießung von vielen Hundert weiteren befehligt haben. Im Juli 1995 waren in Srebrenica während des Bürgerkriegs (1992–1995) bis zu 8.000 muslimische Jungen und Männer von serbischen Einheiten umgebracht worden.

Das Massaker an Zivilisten gilt als das schlimmste dieser Art in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Serbien hat bereits Männer vor Gericht gestellt, die eine Gruppe von Gefangenen aus Srebrenica wegbrachten, die anschließend umgebracht wurden. 2011 verhafteten die Behörden Ratko Mladic – den Drahtzieher – und lieferten ihn dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag aus. Die Festnahmen vom Mittwoch waren jedoch die ersten in Serbien, bei denen Menschen vorgeworfen wird, direkt an der Srebrenica-Tötungsmaschine beteiligt gewesen zu sein.

„Es ist wichtig zu betonen, dass dies das erste Mal ist, dass sich unser Staatsanwaltsbüro mit den Massentötungen von Zivilisten und Kriegsgefangenen in Srebrenica beschäftigt“, sagte der leitende serbische Staatsanwalt in dem Fall, Bruno Vekaric.

Unter den Festgenommenen sollen sich die schon vor zwei Jahren von bosnischen Behörden als „Schlächter“ angeklagten früheren Spitzenmilitärs Nedeljko Milidragovic und Aleksa Golijanin befinden. Sie lebten bisher unbehelligt in Serbien. Nach Darstellung der Zeitung Blic wurde noch ein achter einstiger Offizier festgenommen. Die Festnahmen seien das Ergebnis der neuen Zusammenarbeit der Staatsanwaltschaften in Belgrad und Sarajevo, so die Behörden.