Geschichten vom Meer

„Als ich noch ein Seepferdchen war …“ säuselte die Schauspielerin Katja Danowski als bezaubernde Meerjungfrau mit den Worten von Joachim Ringelnatz. Doch der große Absurditäten-Dichter mit dem Hang zum Meer spielte an diesem Abend nur eine Nebenrolle. Geehrt wurden am Sonntag im stilechten Ambiente tief im Bauch des Feuerschiffs im City-Sporthafen die Sieger des Literaturwettbewerbs „Eine Geschichte vom Meer“, gemeinsam ausgelobt von mare und taz nord. Und das war vor allem ein Triumph der Jugend: Den mit 500 Euro dotierten dritten Preis gewann mit dem Rendsburger Pastor Herbert Kummetz noch ein gestandener Mann des Wortes. Gerade mal 15 Jahre alt ist dagegen die zweitplatzierte (1.000 Euro) Amélie Maas aus Münster, die sich mit einer erschütternd dichten Schilderung des Ertrinkens durchsetzte. Nur vier Jahre älter ist der aus Unterfranken stammende Sieger Max Dörflein (1.500 Euro), der einen verwirrten, alten Seebären im Seemannsaltersheim den Mord an seiner Ehefrau gestehen lässt. Schwere Kost also, die das Rennen unter 235 Einsendungen gemacht hat. Leichter wurde den rund 100 Zuhörern der Lesung ums Herz, wenn Mitglieder der Hamburger GrooveChores zwischendurch ihre A-Capella-Versionen von Funk-Klassikern sangen oder „Oh du fröhliche“ in seine Einzelteile zerlegten. Die fünf besten Geschichten finden Sie unter www.taz-hamburg.de. TAZ / Grafik: ©TOM