LESERINNENBRIEFE
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Wöchentliche Peinlichkeiten

■ betr.: „Sendungskonzept geschrottet“, taz vom 17. 3. 15

Jauch kann es nicht! Der Moderator wird hoch bezahlt und liefert dafür im Gasometer peinliche Schmierentalks; meist sogar parteiliche. Was war denn das nun mit dem Stinkefinger? Unnötig, gar peinlich. Und der alternde Bild-Autor Elitz; dazu der bayerisch-fränkische Finanzminister Söder. Dieser hat mal wieder nichts begriffen; sitzt im Glashaus, rüffelt den Hellenen wegen Querschüssen im Wochentakt und vergisst, sich selbst an seine bayerischen Nase zu halten. Was da wöchentlich für Peinlichkeiten gemeldet werden, unterläuft das mitteleuropäische Niveau. Anja Maier hat die ungehobelten Stellen treffend markiert: Die Sendung war Schrott! PETER FINCKH, Ulm

Was hängen bleibt

■ betr.: „Sendungskonzept geschrottet“, taz vom 17. 3. 15

Der chronisch überschätzte Moderator Jauch ist erfahrener Medienprofi genug, dass er weiß, was bei den Zuschauern hängen bleibt.

Varoufakis spricht da von Argentinien und der Möglichkeit, dass Griechenland sich auch bankrott erklären und damit Berlin den Stinkefinger zeigen könnte. Wohlgemerkt: könnte. Dabei macht er die Handgeste als völlig überflüssige Visualisierung seiner Worte. Im nächsten Satz sagt er, dass er keinesfalls die Drachme zurückhaben möchte. Alles vor etlichen Jahren gesprochen und dazu noch nicht mal direkt an Berlin gerichtet. Aber jetzt ist der Stinkefinger im kollektiven deutschen Gedächtnis. Gewollt? Es gilt ja, die Wahrheit über die Rettungskatastrophe zu vernebeln und die Griechen als Stinker erscheinen zu lassen. Nur gut, dass es als Lichtblick in der Runde Ulrike Herrmann mit ihren gewohnt klaren Darlegungen gab. Die anderen sind nicht erwähnenswert. ARNULF RÄDECKE, Osterode

Ich bin nicht allein

■ betr.: „Aus dem Tagebuch eines guten Onkels, taz vom 13. 3., „Nie wieder Marzipanschokolade“, taz vom 17. 3. 15

Leserin Christine Berger will also keine Marzipanschokolade mehr essen, weil der Artikel zu detailliert war. Gut so. Als Überlebende von sexueller Gewalt hoffe ich, das noch mehr solche Artikel wachrütteln und weiteren LeserInnen das Frühstücksbrötchen im Hals stecken bleibt. Für uns Betroffene ist es nämlich schreckliche Realität, die uns immer und immer wieder einholt! Man muss ja fast schon froh sein, wenn überhaupt über dieses Thema berichtet wird und Betroffene dazu stehen, was ihnen geschehen ist! Danke für diesen Artikel; er hat mir wieder mal gezeigt: Ich bin nicht allein!

Name und Anschrift sind der Red. bekannt

Vermögen und Schulden

■ betr.: „Herdentrieb auf dem Börsenparkett“, taz vom 17. 3. 15

Warum eigentlich häufen sich die schlechten Nachrichten, die zudem immer mehr Angst verbreiten? Warum gehen die meisten Entwicklungen in die falsche Richtung? Warum ertragen wir das (noch) so lautlos? Machen wir uns tatsächlich und berechtigterweise Sorgen um die „professionellen Investoren“, die einfach nicht mehr wissen, wohin mit ihren Geldbergen, um ihre „Gewinnerwartungen“ erfüllt zu sehen? Hat Prof. Hickel recht, wenn er die Geldschwemme durch die EZB gutheißt? Ist nicht schon viel zu viel Geld in der Welt, besser: in einem sehr sehr kleinen Teil der Welt? Und haben wir es nicht gleichzeitig mit einer nie dagewesenen Verschuldung der öffentlichen Haushalte (europaweit) zu tun? Wie oft muss man eigentlich noch darauf verweisen, dass Vermögen und Schulden zwei Seiten derselben Medaille sind? Warum wurden ausgerechnet in den letzten Jahrzehnten, die durch das Auseinanderdriften von Schulden und Vermögen, von Armut und Reichtum gekennzeichnet waren, die Steuern gesenkt und die Finanzmärkte dereguliert? Hat denn niemand gemerkt, dass damit die Geldvermehrung in den Händen weniger noch mehr befeuert worden ist? Ist die Exponentialfunktion bekannt – die allein durch das Zinseszinssystem (was aktuell ein kurioses Negativthema ist) aus viel Geld noch viel mehr Geld macht (aktuell: gemacht hat) – und wo diese immer steiler werdende Kurve endet, wenn wir nur zuschauen? Sind wir zum Zuschauen verdammt? Wann endlich legen wir den Rückwärtsgang ein?

Allein die taz erklärt immer wieder geduldig, was alles falsch läuft. Ich darf mal kurz zusammenfassen: höhere Steuern auf große Einkommen, Vermögen und Erbschaften, auf große Unternehmensgewinne und Finanztransaktionen (alles möglichst europaweit), um öffentliche Haushalte wieder handlungsfähig zu machen. Und völlig entspannt könnte die Europäische UNION (die keine mehr ist) das griechische Problem lösen. Der Reichtum in Europa macht’s möglich. DIETER STOMPE, Erfurt

Es ist so traurig

■ betr.: „Boom auf morscher Basis“, taz vom 17. 3. 15

Neuer DAX-Rekord, Milliarden von der EZB (die auf den Konten der Superreichen landen), Gewinne durch leistungslose Tätigkeiten, Wachstum, auch wenn dabei die Erde vernichtet wird. Jede Menge Indizien, dass hier das System erneuert werden muss. Was kann man tun, damit das Geld in unserem Wirtschaftssystem an Bedeutung verliert? Wie kann man gemeinschaftliches Handeln fördern und nicht die Ziele des Einzelnen? Wie erreichen wir ein System mit weniger Staat, aber mehr Freiheit und echter Demokratie? Wie kann ich ethisch handeln, die Natur schützen, ohne systematisch bestraft zu werden? Es ist so traurig. HUBERTUS STORR, Rosenheim