Unilever soll schrumpfen

Arbeitsplatzabbau im Unilever-Konzern: Gewerkschaft NGG und Unilever-Betriebsräte werfen Management Geheimpolitik und Angstmacherei vor. Es gibt noch immer keine klaren Ansagen, was das Unternehmen plant

Die Betriebsräte des Lebensmittel- und Kosmetik-Multi Unilever schlagen Alarm. „Es brodelt im Konzern, eine Entlassungswelle ist zu erwarten“, sagte gestern der Konzernbetriebsratschef Günter Baltes. Heute werden sich die Betriebsräte der Hamburger Deutschlandzentrale auf den Weg nach Holland machen, um mit Delegationen aus allen Standorten in ganz Europa vor der Zentrale in Rotterdam gegen den Jobabbau von 12.000 Stellen zu demonstrieren.

Die Ankündigung des Jobabbaus durch Unilever-Chef Patrik Cescau fiel im August dieses Jahres bei einer Präsentation eher beiläufig. Obwohl der Konzern mit seinen 48.000 Beschäftigten in Europa gute Geschäfte macht und die Rendite bei über 13 Prozent liegt, müsse Unilever schlanker und effizienter werden sowie Synergien besser nutzen, sagte Cescau damals. „Wenn jemand so etwas ankündigt, dann gibt es auch einen Plan“, schimpft Baltes. Doch das Management schweigt. Baltes: „Niemand sagt uns: ‚Wie denn, wo denn, was denn.‘“ Unilever beschäftigt in Deutschland knapp 7.000 Mitarbeiter, im Norden befinden sich ein Kosmetikwerk in Buxtehude sowie das Pfanni-Kartoffelveredelungswerk Stavenhagen bei Schwerin.

Für Hamburg kann Baltes eines schon absehen: Während heute 1.400 Mitarbeiter im Unilever-Haus am Dammtor arbeiten, ist der Neubau an den Marco Polo-Terrassen in der Hafencity nur auf 1.000 Beschäftigte ausgelegt. Wenn künftig die Länderorganisationen Schweiz und Österreich zwecks Synergieeffekten von Hamburg aus gelenkt werden, werden aus diesen Ländern Mitarbeiter hierher versetzt.

Auch die Gewerkschaft NGG (Nahrung, Genuss, Gaststätten) will nicht länger zulassen, dass die Beschäftigten „im Unklaren gelassen und Ängste geschürt werden“, sagte NGG-Chef Franz-Josef Möllenberg. „Das nationale Management ist nicht mehr Herr des Geschehens“, so Möllenberg weiter. Die Entscheidungen würden „nicht mehr vor Ort getroffen“. Unilever schrumpfe von Jahr zu Jahr, Traditionsmarken (Lipton, Iglo) seien verkauft und 140.000 Stellen seit 1982 in Europa abgebaut worden. Für Baltes ist sogar totales Umdenken notwendig, der Konzern müsse „wieder mit unseren Leuten und Produkten seine Geschäfte machen“, statt die „Politik des Verkaufens und Outsourcen“ zwecks kurzfristiger Renditen zu verfolgen. „Dadurch wurde nichts besser, alles nur teurer und nichts klappt mehr“, sagte Baltes. Unilever-Manager, die diese Politik fortsetzten wollten, müssten entlassen werden. „Mit denen müssen wir Schlitten fahren.“ NGG-Chef Möllenberg kündigte gegen etwaige Entlassungen Widerstand an: „Wir sind in der Lage eine breite Mobilisierung aufzubauen.“ KAI VON APPEN