Raus aus dem Wohnheimen, rein in den Arbeitsmarkt

In Schleswig-Holstein wollen Wohlfahrtsverbände die Wahlfreiheit behinderter Menschen fördern

Mehr Wahlfreiheit für behinderte Menschen – raus aus Werkstätten und Wohnheimen, rein in den ersten Arbeitsmarkt und in eigene Wohnungen: Inklusion heißt dieser Ansatz. Dazu stellten die Wohlfahrtsverbände in Schleswig-Holstein gestern ein Konzept vor. Auch das Land benennt Inklusion als neues Leitbild der Behindertenpolitik.

„Das klingt sehr abstrakt“, sagte Günter Ernst-Basten, Landesgeschäftsführer des Paritätischen. „Aber es geht simpel darum, dass jedes Kind in einen Regelkindergarten, eine Regelschule gehen kann, dass es später einen Job findet.“ Doch der Weg dahin ist schwierig: Inklusion meint, dass sich die Gesellschaft für Menschen mit Behinderungen öffnet.

Die Wohlfahrtsverbände – die teilweise Selbsthilfegruppen, teilweise Heime und Werkstätten vertreten – betonen aber, dass Inklusion Grenzen hat: Für einige Schwerstmehrfachbehinderte sei ein Heim der richtige Ort. Allerdings soll das neue Leitbild dazu führen, dass Lernbehinderte oder psychisch Kranke nicht automatisch in einem Heim landen, sondern selbst stärker entscheiden dürfen. Teilweise müssen dafür Gesetze geändert werden, manchmal reicht es, die „Barrieren in den Köpfen“ wegzureißen, sagte die Leiterin des Diakonischen Werks, Landespastorin Petra Thobaben.

Jährlich werden in Schleswig-Holstein 600 Millionen Euro für Behindertenhilfe ausgegeben. Das Geld kommt den Betroffenen direkt zugute – etwa für Heimplätze. Mittel, um die Idee der Inklusion bekannter zu machen, fehlen. „Da müssen wir wohl Lotto spielen“, sagte Thobaben. EST