Baukunst für Metropolen

Hamburg stellt seine Hafencity-Universität vor. Hier soll fächerübergreifend gelernt und geforscht werden, um die Probleme der Großstadt von morgen bewältigen zu können

VON GERNOT KNÖDLER

Die Namensänderung auf den letzten Drücker ist Programm: als Universität für Baukunst und Metropolenentwicklung – nicht Raumentwicklung versteht sich die Hafencity-Universität Hamburg (HCU). Gestern stellte die 2006 aus der Taufe gehobene Universität ihr Leitbild vor. Ihr geht es um fächerübergreifende Zusammenarbeit der einschlägigen Disziplinen mit dem Fokus auf den Bau und die Bewältigung städtischer Agglomerationen.

Durch die Gründung der neuen Hochschule hat der Senat die Ausbildung der Architekten und Planer neu organisiert und aufgewertet. Sie kommt damit der großen Architekturszene der Stadt entgegen und reagiert auf das Wachstum Hamburgs, in dem sie ein Krönchen draufsetzt, die Mitglieder des Senats würden sagen: einen Leuchtturm.

Der CDU-Senat unter Ole von Beust propagiert erfolgreich das Leitbild „wachsende Stadt“, so dass beim Publikum national und international zudem Eindruck entstanden ist: Hamburg boomt. Verstärkt wird dieser Effekt durch große Bauprojekte wie die Hafencity, einem neuen Stadtteile auf ehemaligem Hafengelände mitten in der Stadt. Hier will sich Hamburg seine spektakuläre Elbphilharmonie bauen und einen Neubau für die HCU errichten.

Die HCU wurde zusammengewürfelt aus den Studiengängen Architektur an der Hochschule für Bildende Künste und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW, ehemals FH); dem Bauingenieurwesen und der Geomatik der HAW sowie der Stadtplanung der TU Harburg. Die TU behält ihren Studiengang Bauingenieurwesen. Die HCU werde sich in diesem Fach zur Abgrenzung auf Hochbauten konzentrieren, sagt HCU-Sprecherin Bettina Scharrelmann.

Die verschiedenen Fächer sind heute noch räumlich auf ihre ehemaligen Hochschulen verteilt. Bis 2011 will der Senat für 50 Millionen Euro ein eigenes HCU-Gebäude errichten. Der Neubau wird zwei große Flügel haben und wie mit geöffneten Armen der Öffentlichkeit gegenübertreten. „Wir sehen uns als Teil der Entwicklung Hamburgs“, sagt HCU-Präsident Steven Spear.

Die 1.600 HCU-StudentInnen sollen den Retorten-Stadtteil beleben. Die Uni soll Menschen aus der Stadt zum geistigen Austausch anziehen und sie kann sich im boomenden Hamburg ihre Themen suchen. Die HCU bietet vier über den Bachelor- zum Master-Abschluss durchlaufende Studiengänge klassischer Art an: Architektur, Bauingenieurwesen, Stadtplanung und Geomatik. Ab dem Wintersemester 2008 wird „Kultur der Metropole“ hinzukommen, allerdings nur mit 25 Studierenden pro Jahrgang. „Es gibt einen Bedarf in der Praxis“, versichert HCU-Sprecherin Scharrelmann. Mögliche Berufsperspektiven seien Quartiersentwickler oder Quartiersmanagerin. Auch würden künftig Spezialisten gebraucht, die es verstünden „große kulturelle Institutionen in die Stadt zu bringen“.

Auf den Bachelor lässt sich aber auch mit fächerübergreifenden Masterprogrammen aufbauen: Projektentwicklung und Immobilienmanagement, Städtebau, Ressourceneffizienz in Architektur und Planung. Auf diesem Feld habe sich auch bereits eine interdisziplinäre Forschungsgruppe zusammengefunden, sagt HCU-Präsidiumsmitglied Jörg Knieling. Unterfüttert werden soll der fächerübergreifende Anspruch überdies durch ein „Studium fundamentale“, in dem die Studierenden nach dem Vorbild der Privatuni Witten-Herdecke ernsthaft mit künstlerischen Disziplinen, etwa der Hochschule für Musik und Theater konfrontiert werden. Spier zufolge ziehe die Interdisziplinarität und Fokussierung viele Studierwillige an. Die Nachfrage sei „hervorragend“, versichert er.