„Wir haben aus den Fehlern gelernt“

Der Kampf geht weiter: In Hannover campen Studierende aus Protest gegen die Gebühren vor dem Welfenschloss. Die Aktivisten vom Boykott-Team hoffen, dass es, anders als im letzten Semester, diesmal mit der Mobilisierung klappt

PAULO DIAS, 29, arbeitet nach dem Juraexamen im Boykott-Team der Universität Hannover mit.

taz: Herr Dias, ist der Boykott gegen die Studiengebühren nicht gerade erst gescheitert?

Paulo Dias: Wir haben im vergangenen Semester das Quorum nicht erreicht, das stimmt. Wir wollten, dass sich 25 Prozent der Studierenden beteiligen, damit wir auf die Landesregierung Druck ausüben können. Aber wir haben aus den Fehlern gelernt und sind jetzt besser vorbereitet.

Was waren die Fehler?

Der Arbeitskreis, der sich um das Projekt gekümmert hat, ist immer mehr geschrumpft, am Schluss waren nur noch zehn aktive Leute dabei. Da ist es schwierig, die Öffentlichkeit zu mobilisieren und gegen die Angstkampagne der Landesregierung vorzugehen. Da hieß es immer, ihr werdet sofort exmatrikuliert, was ja nur die halbe Wahrheit ist. Zuerst bekommen die Studenten eine Mahnung, in der die Exmatrikulation angedroht wird.

Und dieses Mal läuft es besser?

Wir haben großen Zuspruch erhalten. In der letzten Woche hatten wir die best besuchte Vollversammlung seit vier, fünf Jahren.

Was versprechen Sie sich davon, vor dem Welfenschloss, wo das Uni-Präsidium sitzt, zu zelten?

Die Aktion läuft unter dem Namen „Eiskalt gegen Studiengebühren“. Wir wollen zeigen, dass wir wegen der Studiengebühren campen müssen, um zwei Monatsmieten reinzukriegen.

Wie viele Leute campen da jetzt?

Ungefähr zwanzig heute Nacht, in den nächsten Tagen hoffen wir auf mehr Zuspruch. Wir haben letzte Nacht aufgebaut, es kommen sehr viele Leute vorbei, heute Abend gibt es Glühwein.

Wie lange wollen Sie die Aktion durchziehen?

Von Montag bis einschließlich Freitag. Dann setzten wir uns zusammen und überlegen, ob wir die Aktion verlängern.

Glauben Sie ernsthaft, dass Sie mit der Aktion etwas erreichen?

Da steckt ein Konzept hinter, und es ist ja nur eine Aktion von mehreren. Wenn die ineinander greifen, sind wir schon davon überzeugt, dass wir eine breite Masse für unsere Sache gewinnen können.

Wie viele Aktive sind es denn bisher?

Zirka sechzig Aktive im B-Team.

B-Team?

Das steht für „Bildungsfreiheit, Boykott und Bewegung“. Unter diesem Namen versuchen wir 25 Prozent der Studierenden zu erreichen, um den Boykott durchführen zu können.

Und wie viele wären das an der Universität Hannover?

5.000 Leute.

Ist es nicht sehr optimistisch, anzunehmen, dass das klappt?

Wenn alle Leute weiter so begeistert mitmachen wie bisher, bin ich persönlich optimistisch, dass wir an die Zahl rankommen.

Interview: DANIEL WIESE