„Bloß nicht einknicken“

DISKUSSION Frauen verdienen schlechter als Männer – wie sehr, zeigt heute der „Equal Pay Day“

■ 52, engagiert sich im Vorstand des „Business and Professional Women Club Hamburg“.

taz: Frau Hansen, wie sehr unterscheidet sich der Verdienst von Frauen und Männern?

Andrea Hansen: Statistisch gesehen bekommen Frauen 20 Prozent weniger Gehalt als Männer. Diesen Unterschied zeigt der „Equal Pay Day“.

Bekommen Frauen und Männer in gleicher Position also unterschiedlich viel Geld – oder arbeiten Frauen häufiger eher in schlechter bezahlten Berufsgruppen?

Sowohl als auch. Diese Zahl bezieht auf die Gesamtzahl der Frauen. Dabei spielt es natürlich eine Rolle, dass sie oft Unterbrechungen durch Kindererziehungszeiten haben oder Halbtagsjobs. Viele Frauen ergreifen aber auch von vornherein schlechter bezahlte Berufe: Arzthelferin, Friseurin. Wenn man diese Faktoren rausrechnet und nur die gleiche Qualifikation im gleichen Job vergleicht, dann sind es noch sieben Prozent Unterschied.

Wie steht Hamburg bei alldem da?

Die Gehaltsunterschiede werden nicht auf die Bundesländer runtergebrochen. In unserem Club haben aber schon einige Frauen Erfahrungen mit Benachteiligungen gemacht. Eine Kita-Leiterin etwa verdient weniger als ein Mann in gleicher Position, weil Männer in dem Bereich so rar und begehrt sind. Zumindest ist das in privaten, freien Kitas so.

Sind Löhne und Gehälter nicht meist tarifgebunden?

Es gibt immer verhandelbare Bestandteile und es besteht immer die Möglichkeit zu sagen, jemand ist qualifizierter oder hat mehr Berufserfahrung. Es wird ja nicht gesagt, wir geben ihm mehr, weil er ein Mann ist – das verbietet das Gleichbehandlungsgesetz.

Was können Frauen tun?

Sie müssen ihr Recht beim Arbeitgeber einfordern, von sich überzeugt sein und nicht bei Gegenwind einknicken. Den bekommen Männer ja auch. Außerdem sollten sich Frauen vernetzen. Im „Business and Professional Women Club“ können berufstätige, erfolgreiche Frauen Kontakte knüpfen und Business zusammen generieren – das ist kein Häkelkränzchen.

Was planen Sie heute?

Die Abteilungsleiterin Gleichstellung der Justizbehörde, Ute Sachau-Böhmert, spricht über die Transparenz bei Gehältern. Die ist wichtig, denn wenn ich nicht weiß, was mein Kollege verdient, dann habe ich eine schwerere Verhandlungsposition. Da müssen Frauen mutiger werden. INTERVIEW: REA

Vortrag und Diskussion: 19 Uhr, Landesfrauenrat im Sauerberghof, Grindelallee 43